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Fussball-Weltmeisterschaft 2006: WM 2006: Die Fanmeile wird erfunden

Fans, die keine Karte für die WM 2006 bekommen, sollen sich zu Fußballfesten in den Städten treffen – doch es gibt viele Regeln

Berlin - Die Fußball-Weltmeisterschaft findet nicht im Stadion statt, sondern auf der Straße. Seit heute Nacht werden im Internet die Ticketbestellungen für die WM 2006 angenommen, doch viele Fans werden leer ausgehen. Wie berichtet, ist nur ein Drittel der Karten für Fans reserviert. Als Alternative preist das WM-Organisationskomitee (OK) die öffentlichen Leinwände an. „Über die Open-Air-Feiern an möglichst vielen Orten wird die große WM-Stimmung in Deutschland aufkommen“, sagt OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach. „Das Wir-Gefühl beim öffentlichen Gemeinschaftserlebnis war schon bei der WM 2002 der große Renner.“

Doch wie beim Kartenverkauf hat der Fußball-Weltverband Fifa viele komplizierte Regeln aufgestellt. Das geht aus dem internen „Host City Programm“ der Fifa hervor, das dem Tagesspiegel vorliegt. Ursprünglich hatten die Städte geplant, eine Leinwand in die Innenstadt zu stellen und dort Fußballspiele zu übertragen. Doch so einfach wird das nicht.

Zwar haben die Städte jetzt die Genehmigung erhalten, das Signal vom TV- Rechteinhaber Infront kostenfrei empfangen zu dürfen. Woher sie jedoch die etwa 200 000 Euro Miete nehmen, die laut Branchen-Kreisen eine tageslichttaugliche Leinwand kostet, ist für viele Kommunen ungeklärt. Die lokale Wirtschaft darf die Städte nur begrenzt unterstützen. Sponsoren dürften die Leinwand zwar bezahlen, aber nicht für sich in diesem Umfeld werben. Die Fifa will so die Exklusivität ihrer Sponsoren sichern.

In Berlin werden zur WM wohl drei „Offizielle Public Viewing Events“ aufgebaut, also Plätze, auf denen Fans gemeinsam Fußball schauen können. Die Stadt Berlin erstellt derzeit die Pläne für die „Fifa-Meile“ vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule (siehe Grafik). Die Stadt will die Straße des 17. Juni teilen, um die Fifa-Regeln einzuhalten. Der „Fifa-Park“ mit den offiziellen Sponsoren reicht vom Pariser Platz bis zur Entlastungsstraße; der „Fan-Park“ mit möglicherweise anderen Sponsoren erstreckt sich bis zur Siegessäule und schließt Grünflächen des Tiergartens ein. Auf ihnen soll Fußball oder Beachvolleyball gespielt werden.

Um die offiziellen WM-Sponsoren kommen die Fans auch in der Innenstadt nicht herum. Sie haben die „First Rights“, und laut „Host City Programm“ haben Coca-Cola, McDonalds und Anheuser Busch großes Interesse bekundet, diese Rechte auch wahrzunehmen. Die Berliner Brauerein sind damit erst einmal ausgeladen. Denn im „Host City Programm“ steht, dass die Städte zwar „lokale Unternehmen als Sponsoren gewinnen dürfen“, allerdings nur, „sofern diese keine Wettbewerber“ der offiziellen WM-Sponsoren sind. Das wird schwer. „Bis auf Stahl und Spielzeug sind fast alle Branchen besetzt“, klagt ein Insider. Den Städten gehen so Einnahmen verloren, auch den Fans droht Ärger: Denn laut „Host City Programm“ bieten die WM-Sponsoren ihre Produkte zu Marktpreisen an, „welche die Stadt akzeptieren muss“. Außerdem sollte in dieser Zone die Kreditkarte des WM-Sponsors Mastercard akzeptiert werden – und keine andere.

Sollten die WM-Sponsoren auf ihre „First Rights“ verzichten, dürfen die lokalen Wettbewerber mitmachen und ihre Produkte anbieten. Wenn nicht, bleiben die Sponsoren draußen. Wie die Fans vor dem Stadion.

Alle Informationen zum

Kartenverkauf finden Sie unter:

www.tagesspiegel.de/wmtickets

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