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Fußball-WM 2010: Verdächtiger Raubmord

In Südafrika wurde ein WM-Kritiker erschossen, der gegen Korruption kämpfte.

18 Monate vor der Fußball-WM 2010 in Südafrika hat der Mord an einem WM-kritischen Lokalpolitiker das Augenmerk erneut auf die hohe Kriminalität am Kap gelenkt. Nach Angaben der Johannesburger Tageszeitung "The Sowetan" wurde der 44-jährige Jimmy Mohlala am späten Sonntag bei der Rückkehr in sein Haus in der Stadt Nelspruit von zwei Unbekannten erschossen. Sein 19-jähriger Sohn wurde bei dem Überfall verletzt.

Offenbar wollte Mohlala gerade seinen Wagen in der Garage seines Hauses parken, als zwei maskierte Männer ihn und seinen Sohn überfielen. Obwohl Mohlala den Angreifern die Schlüssel zu seinem Auto übergab, schossen sie seinem Sohn in den Knöchel. Mohlala versuchte zu flüchten, wurde aber von einer Kugel in die Schulter getroffen. Auf dem Weg ins Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen. Obwohl nach Ansicht der Polizei einiges auf einen Raubmord hindeutet, ist der Fall vor allem deshalb pikant, weil Mohlala im letzten Jahr wiederholt schwere Korruptionsvorwürfe gegen ein Mitglied des in Südafrika regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) erhoben hatte. Mohlala ist selbst Mitglied in der Partei, die Südafrika seit 1994 regiert.

Bei den Vorwürfen ging es um angebliche Schmiergeldzahlungen in Zusammenhang mit dem Bau verschiedener WM-Stadien. Mohlala hatte zudem behauptet, dass andere ANC-Mitglieder die Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts über korrupte Praktiken verhindert hätten. Dabei ging es um Unregelmäßigkeiten bei der Ausschreibungsprozedur für die WM-Stadien sowie Druck auf Mitglieder verschiedener Stadtverwaltungen. Der ANC hatte versucht, Mohlala im Anschluss an seine Vorwürfe aus dem Amt zu werfen. Allerdings hatte sich der Politiker mit Erfolg dagegen gewehrt. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte der ANC offenbar gerade damit begonnen, disziplinarische Schritte gegen Mohlala zu ergreifen.

Als Gastgeber der WM 2010 wird Südafrika seit einiger Zeit in der internationalen Öffentlichkeit besonders genau beobachtet. Zum ersten Mal hatte das Land dies im November 2007 erfahren müssen, als der frühere österreichische Profifußballer Peter Burgstaller kurz vor der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die WM auf einem südafrikanischen Golfplatz erschossen wurde. Der Mord schien die Befürchtung zu bestätigen, dass Südafrika sein Kriminalitäts- und Sicherheitsproblem vor der WM nicht in den Griff bekomme. Der Chef des Fußball-Weltverbands Fifa, Joseph Blatter, hatte damals zur allgemeinen Verwunderung erklärt, der Mord an Burgstaller könne schon deshalb auf keinen Fall mit der Präsenz der Fifa in Verbindung gebracht werden, weil der Österreicher kein Mitglied der offiziellen Fifa-Delegation gewesen sei. Daraufhin war Blatter vorgeworfen worden, er wolle die Sicherheitsprobleme im Gastgeberland herunterspielen.

Mit rund 50 Morden pro Tag hat Südafrika eine der höchsten Kriminalitätsraten weltweit. Nur ein geringer Teil der Verbrechen wird aufgeklärt, zumal neben der Polizei auch das Justizwesen völlig überlastet ist. So werden derzeit nur ein Prozent aller Autoentführer am Kap rechtskräftig verurteilt. Um die Situation zu verbessern, wurden in den letzten zwei Jahren 40 000 neue Polizisten eingestellt. Gefährlich ist vor allem Johannesburg, wo die deutsche Mannschaft vermutlich ihr Quartier aufschlägt. Allerdings vertraut der Deutsche Fußball-Bund nach eigenen Angaben darauf, dass die Organisatoren der WM "Sicherheitsinseln" für Teamhotels und Trainingsplätze schaffen.

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