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Werbung auf dem Segelschiff. Die Krusenstern in Warnemünde.

© Luiza Vafina

Fußball-WM 2018: Gastgeber Russland auf Werbetour

Das russische Tourismusamt ist in Warnemünde mit einem großen Segelschiff auf Werbetour für die Fußball-WM – ein Ortstermin.

Es gibt Räucherlachs und Shrimps, Pfannkuchen mit rotem Kaviar und Eier mit schwarzen Kaviar – von ganzem russischem Herzen kommt das, heißt es. Genauso wie der traditionelle Salat „Olivier“ und der „Hering im Pelzmantel“. Wodka und Wein werden dazu gereicht. Es laufen russische Lieder von modernen Sängern und Gruppen, Ivan Dorn und Serebro. Die Möwen singen mit. Nichts ist zu spüren von den politischen Spannungen, die es derzeit um Russland hier und da gibt: Das Land bereitet sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft vor und kommt nun schon mal bei den Gästen vorbei: Am Wochenende hat ein Schiff des russischen Tourismusamtes in Warnemünde am Ostseestrand geankert und zu seiner Werbeveranstaltung viele Gäste geladen.

Es werden bei der WM Spiele in zwölf Stadien und in elf Städten laufen, darunter sind Moskau, Sankt Petersburg, Sotschi, Kasan, Rostow am Don. Aber nicht nur der Sport müsse die Touristen anziehen, sagen die Veranstalter in Rostock-Warnemünde. Über „touristisches Potenzial“ ihres Landes erzählen sie auf dem großen Segelschiff „Krusenstern“, das aus Kaliningrad zum Festival „Hanse Sail“ nach Rostock gesegelt ist. Auf dem Schiff ist es ziemlich windig. Die Hansa-Regatta ist eine der größten Traditionssegeltreffen im Ostseeraum und hat etwa 1,5 Millionen Zuschauer jährlich aus aller Welt. Die Russen präsentieren sich natürlich auf diesem Festival nicht zufällig. Das Tourismusamt hat herausgefunden: „Wer sich für die Segeln interessiert, mag gewöhnlich auch Fußball.“ Michael Berlin, Generalmanager des nationalen Tourismusbüros ,Visit Russia’ in Deutschland, erzählt das gutgelaunt.

Für Fußballfans aus Westeuropa hat Russland die Einreisebestimmungen gelockert

„Die Krusenstern ist meine zweite Heimat, meine Liebe geworden“, sagt Otto Appel. Er ist 84 Jahre alt. Seine graue Augen schauen sanft, weiße Haare wehen im Wind. 1996 nahm er mit vier anderen Deutschen an einer Expedition auf der Krusenstern teil. Von Buenos Aires durch Uruguay nach Santiago de Chile – insgesamt vier Wochen verbrachten sie auf dem Wasser mit Kadetten aus Russland. Appel fuhr auf diesem Schiff mindestens neun Mal mit. „Ich hatte hier viele schöne Erlebnisse“, sagt er. Das riesige Segelschiff wird jedes Jahr für etwa 120 Kadetten eine neue Heimat. Aber das ist bei der Show des Tourismusamtes bald Nebensache: Sie beginnt mit einer Präsentation von Moskau und zeigt einen Film über die Sehenswürdigkeiten der Metropole. Seit fünf Jahren erlebt die Stadt ihre Renovation unter dem Motto „Kultur nach außen“. Auf 200 Straßen, Uferstraßen und in den Parks könne man jetzt kostenlos „sitzen, liegen, tanzen und schunkeln“. Eigens für Touristen wird ab April 2018 die App „Discover Moscow“ angeboten.

Die Möwen von Warnemünde singen lauter, als die Veranstalter über die Hafenstadt Sankt Petersburg erzählen. Sie gilt als Kulturhauptstadt Russlands. Hier befindet sich eines der größten Museen der Welt, die „Eremitage“. Um alle ihre Exponate für mindestens eine Minute anzuschauen, brauchte man 13 Jahre. So viel Zeit werden die Fußballfans aus Westeuropa womöglich im kommenden WM-Sommer nicht haben – aber sie können ohne Visum ins Museum. Die Touristen aus Schengen-Staaten, die nach Sankt Petersburg mit dem Schiff kommen, können dort ohne Visum 72 Stunden verbringen. Es ist erlaubt, in diesen drei Tagen durch Russland zu reisen.

Wladimir soll die Kulturhauptstadt der Fußball-Weltmeisterschaft werden

Dann hat Andrej Jermack seinen Auftritt. Der Kultur- und Tourismusminister Kaliningrads präsentiert seine Stadt sehr energisch und aufgeregt. Mit Karten, Bildern und Umfragen. Wer mindestens einen Fakt über diese Stadt wisse, bekomme von ihm ein kleines Geschenk – einen Touristenpass für das Gebiet Kaliningrad, sagt er. „Wir befinden uns im Zentrum Europas, zwischen Litauen und Polen“, sagt Andrej Jermack. „Nur 650 Kilometer sind es von Berlin, die Stadt ist ein guter Start für Reisen nach Russland.“

Schließlich erzählen die Veranstalter über Wladimir. Dort gibt es keine Fußballspiele, aber die Stadt gibt sich als Kulturhauptstadt der Weltmeisterschaft. Die Gäste von Warnemünde nehmen es am Ende frierend zur Kenntnis. Die Präsentation ist zu Ende, die Krusenstern kann nach Kaliningrad zurückfahren und in zehn Monaten während der WM wird sie dort vor Anker liegen.

Luiza Vafina

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