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In die Endrunde gestolpert. Die Frauen der USA (vorne mit Carli Loyd) qualifizierten sich als letztes Team für die WM.Foto: AFP

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Fußball-WM: Sommermärchen light

Der DFB hofft auf einen Boom durch die Frauen-WM.

Alles ist eine Nummer kleiner, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) spricht dennoch von einem „zweiten Sommermärchen“. Der wunderbare Sommer während der Weltmeisterschaft 2006 soll mit der Frauen-WM im kommenden Jahr (26. Juni bis 17. Juli) neu aufgelegt werden. Heute beginnt die heiße Phase. Im Congress Centrum der Messe in Frankfurt werden die vier Vorrundengruppen ausgelost (19.25 Uhr, live im ZDF). Das Spektakel wird etwas kleiner als für die Männer im Dezember 2005 in Leipzig. Statt 3000 werden lediglich 600 Gäste erwartet, nicht 1000 sondern 200 Medienvertreter werden das Prozedere verfolgen. Und auch Joseph Blatter, der Präsident des Weltverbandes Fifa, hat sich entschuldigt. Er habe wichtige Termine.

Die Zuschauer werden sich heute unweigerlich an die WM 2006 erinnert fühlen, denn der DFB hat praktisch das komplette Design der Männer-WM 2006 auf das Frauen-Turnier übertragen. Deutschland, Weltmeister von 2003 und 2007, erwartet in der Gruppe A seine Gegner. Auch der Olympiasieger und Weltranglistenerste USA, der erst am Samstag als letztes Team mit einem 1:0 gegen Italien die Qualifikation schaffte, darf damit rechnen, als eines der vier Topteams gesetzt zu werden. 24 Vorrunden-Begegnungen der Gruppen A bis D werden mit der Ziehung festgelegt, die der frühere Nationaltorhüter Oliver Kahn und das slowakische Model Adriana Karembeu vornehmen werden.

„Wenn wir Nigeria, Schweden und Nordkorea bekommen, werden wir dumm aus der Wäsche gucken. Sie gehören alle zur Weltelite“, sagt Bundestrainer Silvia Neid. „Aber da die Auslosung kein Wunschkonzert ist, wünsche ich mir auch nichts.“ Neben den DFB-Frauen stecken folgende 15 Mannschaften in den Los- Töpfen: die USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Kolumbien, Nigeria, Äquatorial-Guinea, England, Frankreich, Norwegen, Schweden, Japan, Nordkorea, Australien und Neuseeland. Die Spielorte sind Frankfurt am Main, wo das Endspiel ausgetragen wird, Mönchengladbach, Leverkusen, Bochum, Sinsheim, Wolfsburg, Augsburg, Dresden und Berlin. In der Hauptstadt findet nur für das Eröffnungsspiel mit der deutschen Mannschaft statt.

32 ausverkaufte WM-Spiele sind das anspruchsvolle Ziel des DFB und des WM-Organisationskomitees. Bisher wurden etwa ein Drittel der 1,1 Millionen Karten zur Verfügung stehenden Karten abgesetzt. Bei der WM 2006 mit der doppelten Anzahl von Spielen und den größeren Arenen waren es 3,1 Millionen Tickets. Das Budget des DFB für die WM beträgt 50 Millionen Euro, für die WM 2006 waren es mehr als sechs Mal so viel. Der Verband finanziert die Veranstaltung ohne öffentliche Gelder selbst. 24 Millionen kassiert er von den sechs nationalen WM-Sponsoren Allianz, Commerzbank, Deutsche Bahn, Deutsche Post, Deutsche Telekom und Rewe. 27 Millionen Euro sollen durch den Ticketverkauf gedeckt werden.

„Diese Weltmeisterschaft soll gefeiert werden“, sagt DFB-Präsident Theo Zwanziger. „Dazu gehören volle Stadien und eine tolle Atmosphäre. Wenn die deutsche Mannschaft noch erfolgreich spielt, dann bin ich sicher, dass diese WM auf die Straßen und Plätze überschwappt.“ Der DFB hat am Freitag Steffi Jones, die Chefin des Organisationskomitees, für die Zeit nach der WM zur Direktorin für Mädchen- und Frauenfußball ernannt. Der Verband hofft auf einen weiteren Boom der Sportart. „Mein Ziel wäre es, in jedem Fußballkreis eine stabile Frauen- und eine stabile U-17-Liga zustande zu bringen“, sagt Zwanziger. „Durch diese WM können wir die sportliche Entwicklung etwas beschleunigen.“ (mit dpa)

Gregor Derichs[Frankfurt am Main]

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