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Der Doppeltorschütze Luis Fabiano weiß, bei wem er sich bedanken muss.

© AFP

Brasilien - Elfenbeinküste 3:1: Treffer, Tritte und die neue Hand Gottes

Brasilien schlägt die Elfenbeinküste 3:1 und zieht ins Achtelfinale ein. Unser WM-Reporter André Görke über ein aggressives Spiel, in dem Superstar Kaká kurz vor Schluss Gelb-Rot sieht und damit im abschließenden Spiel gegen Portugal ausfällt.

Der Sonntagsblues lag über der Vorstadt von Johannesburg. Die Sonne kitzelte im Gesicht, die Menschen schlummerten im Gras oder fuhren mit dem Fahrrad über die Autobahn, was in Südafrika übrigens ein merkwürdig populäres Hobby ist. Wer wollte bei all dieser Gelassenheit den WM-Ordnern schon verübeln, dass sie vorm Stadion einen Joint in der Abendsonne nahmen. Drinnen dudelte „Could You Be Loved“ von Bob Marley aus den Lautsprechern.

Dass die 84.455 Zuschauer im WM-Stadion Soccer City aus ihrem Nickerchen erwachten, hatten sie dem Unterhaltungprogramm auf dem Rasen zu verdanken. Die Brasilianer gewannen in einem aggressiv geführten, offenen und offensiven Spiel 3:1 (1:0) gegen die Ivorer, die sich nun mit dem Gedanken beschäftigen müssen, wo sie denn die Rückreisetickets ordern können. Mit nur einem Punkt droht der Elfenbeinküste als nächstem afrikanischen Team das Aus bei dieser Weltmeisterschaft.

Munter hatten die Brasilianer begonnen. Robinho – der einzige Fußballer an diesem Abend auf dem Platz, der nicht in Europa, sondern bei Santos in Brasilien unter Vertrag steht – schnappte sich den Ball und jagte ihn knapp übers Tor. Gerade einmal 50 Sekunden waren da gespielt. Und so energisch sollte es weitergehen, denn auch die Elfenbeinküste hatte spürbar Lust an der Gestaltung eines unterhaltsamen Abends, auch wenn Didier Drogba den ersten Freistoß nach einer Viertelstunde derart weit über die Torlatte hob, dass die Zuschauer die Vuvuzela aus dem Mund nahmen und lachten.

Brasiliens Kapitän Lucio, einst in Diensten des FC Bayern, versuchte sich liebevoll um den Stürmer der Ivorer zu kümmern, der nach seinem Ellenbogenbruch erstmals in der Startelf stand und mit Manschette auflief. Der junge Mann mit der "10" auf dem Rücken, Gervinho, hingegen nahm erst einmal auf der Ersatzbank Platz und sollte nach gut 50 Minuten seinen Kollegen Drogba im Angriff verstärken. Die Afrikaner mussten schließlich mehr Mut zeigen.

Durch den Gestaltungswillen der Ivorer hatten sich Räume für die Brasilianer aufgetan, die sie prompt ausnutzten: Nach 25 Minuten und einer hübschen Ballstafette steckte Kaká den Ball geschickt durch zu Luis Fabiano, der in den Strafraum der Ivorer gestartet war. Der Stürmer des FC Sevilla steckte all seine Kraft in den rechten Fuß und drosch den Ball in den fast schon unmöglich spitzen Winkel. Torhüter Boubacar Barry bekam so schnell gar nicht die Arme hoch.

Ähnlich unterhaltsam war Luis Fabianos zweiter Treffer zum 2:0 nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff. Da überlupfte, umdribbelte und überrumpelte er nacheinander drei Afrikaner, nahm dabei aber gleich zweimal die Hand zur Hilfe. "Der Ball ist an die Hand gekommen, was soll ich machen", sagte Luis Fabiano später. "Das war keine Absicht. Vielleicht war es die heilige Hand Gottes."

Das Spiel war damit quasi entschieden, zumal Drogba auch gleich im Anschluss eine gute Kopfballmöglichkeit ausließ und den Ball neben den Pfosten setzte. Die Brasilianer hatte da mehr Erfolg und erhöhten nach gut einer Stunde prompt auf 3:0. Die Elefanten, wie die Ivorer genannt werden, waren kurz eingenickt und ließen Elano laufen. Der Mittelfeldspieler von Galatasaray Istanbul musste den guten Querpass von Kaka nur noch einschieben. Kurz danach musste Elano nach einer harten Grätsche von Cheikh Ismael Tioté gegen das Schienbein ausgewechselt werden, nur eine von vielen Tretereien in diesem Spiel. Kaká musste nach einem eher harmlosen Check gegen Kader Keita mit Gelb-Rot vom Platz. Keita ging theatralisch zu Boden und tat so, als ob er ins Gesicht geschlagen worden sei.

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