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Chile - Schweiz 1:0: Kartenflut und Abseits

Ernüchterung bei den Schweizern. Nach dem sensationellen Auftaktsieg gegen Spanien unterliegen sie Chile mit 0:1. Dabei gibt es erneut eine umstrittene Schiedsrichterleistung.

Das Tor des Nachmittags erzielte Mark Gonzalez, doch der gefährlichste Mann auf dem Platz hieß Khalil Al Ghamdi. Während der Stürmer aus Chile den entscheidenden Treffer beim 1:0 (0:0)-Sieg gegen die Schweiz erzielte, konnte der Schiedsrichter aus Saudi-Arabien auf die beeindruckendste Bilanz verweisen. Unzählige Pfiffe, neun Gelbe und eine Rote Karte für den Schweizer Valon Behrami kramte er während der 90 Minuten aus seinen Taschen hervor und hatte damit maßgeblichen Anteil an einem zerfahrenen Spiel im Nelson-Mandela-Bay-Stadion von Port Elizabeth. Auch am einzigen Tor war er nicht unbeteiligt, denn es hätte wegen einer Abseitsstellung nicht zählen dürfen. Somit liegen die Chilenen vor dem letzten Spieltag nun mit sechs Punkten an der Spitze der Gruppe H.

Ein besonders rasanter Spielverlauf war bei dem Aufeinandertreffen zweier gut geordneter Mannschaften ohne überragende Individualisten ohnehin nicht zu erwarten gewesen. Die Schweizer hielten sich wie erwartet an ihre bewährte Taktik, mit der sie schon Spanien überrumpelt hatten: Die anderen das Spiel machen lassen und auf Konter lauern. Dabei half Kapitän Alexander Frei mit, der nach seiner überstandenen Sprunggelenksverletzung wieder in der Startelf stand. Doch außer zwei chilenischen Fernschüssen, die Torhüter Diego Benaglio abwehrte, ereignete sich nichts Erwähnenswertes. Bis Khalil Al Ghamdi in der 31. Minute die Pattsituation jäh durchbrach.

Der Unparteiische, bis dahin ohnehin schon sehr zeigefreudig, schickte Behrami mit Rot vom Platz. Der Schweizer hatte innerhalb von fünf Sekunden gleich gegen zwei Gegenspieler mit dem Arm nach hinten ausgekeilt, dennoch war es eine sehr harte Entscheidung, dies als Tätlichkeit auszulegen. Nun musste Ottmar Hitzfelds Mannschaft eine Stunde lang in Unterzahl überstehen. Noch vor der Pause reagierte der Schweizer Trainer und schickte für den wenig defensivbegabten Frei mit Tranquillo Barnetta einen weiteren Mittelfeldspieler auf den Platz.

Diese taktische Maßnahme und die kleinlichen Pfiffe des Herrn Al Ghamdi verhinderten auch in der zweiten Halbzeit erfolgreich die Durchführung eines Fußballspiels. Der einzige Spieler, der dem Referee in Sachen Gefährlichkeit nahe kam, war Alexis Sanchez. Schon gegen Ende der ersten Hälfte war Chiles Stürmer aus kurzer Distanz zum Schuss gekommen, hatte den Ball jedoch genau in Benaglios Hände geschoben. Seine beste Aktion hatte er in der 49. Minute. Sein ausgiebiger Jubel über das vermeintliche Führungstor endete erst, als er darauf hingewiesen wurde, dass er dabei etwa vier Meter im Abseits gestanden hatte. In der 55. Minute stand Sanchez nach einem schweren Fehler des Schweizer Abwehrspielers Stéphane Grichting wieder allein vor Benaglio, doch der Torhüter verhinderte den Rückstand mit einer starken Parade.

Nur in der 75. Minute ließen den Schiedsrichter seine Adleraugen im Stich. Chiles Esteban Paredes durfte Mark Gonzalez die Vorlage zu seinem Kopfballtor geben, obwohl er zuvor im Abseits gestanden hatte. Danach vergab Paredes – diesmal auf reguläre Weise – noch zweimal das 2:0. Kurz vor Schluss hätte sich das fast gerächt: Eren Derdiyok hatte bei der einzigen Chance der Schweizer das 1:1 auf dem Fuß. Doch der Ball rollte knapp neben dem Pfosten ins Aus. Tsp

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