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Der legendäre Zettel für Jens Lehmann basiert auf einer Datenbank von Huub Stevens.

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Der Elferkrimi von 2006: Holländische Werte auf Lehmanns Zettel

Der frühere Hertha-Trainer Huub Stevens führt seit 1990 eine Datenbank sämtlicher Elfmeter. Bei der WM vor vier Jahren profitierte davon Deutschlands Torwart Jens Lehmann im Strafstoßschießen gegen Argentinien.

Es war tatsächlich einem Holländer zu verdanken, dass Jens Lehmann im Elfmeterkrimi von 2006 einen Zettel mit speziellen Infos in der Hand hielt. Die Lieblingsecken und Schussmarotten der Argentinier waren darauf verzeichnet, Lehmann knüllte den Papierfetzen aus seinem Stutzen hervor – der Rest ist schon jetzt deutsche Fußball-Folklore. Lehmann bekannte in seiner Autobiografie zwar, der Zettel habe in diesem Fall nicht sonderlich geholfen, riet Manuel Neuer aber zu eben jener Nutzung eines Spickzettels, sollte es am Samstag zum Elfmeterschießen kommen. Denn nicht nur 2006 informierte sich Lehmann über die Vorlieben gegnerischer Elfmeterschützen, sondern auch 1997. Damals machte Lehmanns gehaltener Strafstoß Schalke 04 zum Uefa-Cup-Sieger – Manuel Neuer feierte im heimischen Parkstadion als 11-Jähriger mit. Die Infos für die Elfer hatte Lehmann von seinem holländischen Trainer Huub Stevens erhalten, der seit 1990 eine Datenbank sämtlicher Elfmeter führt.

Im Juni 2006 erinnerte sich Lehmann an dieses besondere Stevens’sche Archiv. Es kam zu einem Treffen mit Stevens’ Sohn Maikel, der zu diesem Zeitpunkt an der Datenbank arbeitete. „Ich habe mehrere Seiten mit den Lieblingsecken aller Argentinier zusammengestellt, dann mit Andi Köpke und Jens Lehmann noch einmal alles besprochen“, erzählt Maikel Stevens.

Der deutsche Torwarttrainer Köpke notierte eifrig auf dem Papier des Hotel Grunewald und überreichte es Lehmann vor dem Elfmeterschießen. Beim ersten Strafstoß von Julio Cruz stimmte die prophezeite Ecke, danach verließ sich Lehmann auf seine Intuition. Denn: „Es gibt keine Garantie, dass die Vorhersagen anhand der Werte stimmen“, relativiert Maikel Stevens.

Lehmann arbeitete auch nach der WM 2006 mit Stevens’ Datenbank, die nunmehr 14.000 Strafstöße umfasst. Die Datenbank war gleichzeitig Orakel und Hilfsmittel für Lehmanns Psychotrick im Viertelfinale 2006. Mit Familie Stevens halfen also Holländer den Deutschen zum Weiterkommen. Für Maikel Stevens kein Problem: „Die Rivalität war mir egal, ich habe mich für die Deutschen gefreut.“

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