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Nachdem 2006 Leandro Cufré Per Mertesacker in den Magen getreten hatte, kam es zum Tumult unter den Spielern.

© picture-alliance/ dpa

Deutschland-Argentinien: Vor vier Jahren gab es Krawalle in Berlin

Im WM-Viertelfinale 2006 trafen Deutschland und Argentinien ebenfalls im Viertelfinale aufeinander. Damals kam es zu heftigen Tumulten.

Beim letzten Mal war er noch dabei. Jetzt aber ist Tim Borowski nicht in Pretoria, sondern in Bremen. Der 30-Jährige wird das deutsche WM-Viertelfinale am Samstag im heimischen Wohnzimmer anschauen. An die Prügelszenen am Viertelfinal-Abend des 30. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion erinnert er sich nicht so gern. „In vier Jahren hat man so viele Spiele, auch gegeneinander. Daran wird keiner mehr denken.“ Na, da hat sich der Mann aber gewaltig geirrt.

Borowski soll auch nicht ganz unbeteiligt gewesen sein, dass nach jenem denkwürdigen WM-Spiel so wüst getreten, geprügelt und geschimpft wurde. Im Elfmeterschießen war nach dem ersten Strafstoß von Oliver Neuville Argentinien dran, doch die Fans pfiffen so aggressiv und laut, wie es in der Schüssel zuvor nie zu hören war. Das reizte die Argentinier, die die Deutschen mit „spanischen Sprüchen“ (Michael Ballack) belegten. Es waren vermutlich keine Glückwünsche.

Leandro Cufré trat Per Mertesacker in den Bauch.
Leandro Cufré trat Per Mertesacker in den Bauch.

© picture-alliance / Pressefoto UL

Als später eben jener Tim Borowski zurückstänkerte – er soll nach seinem Tor Zeigefinger und Daumen auf- und zugeschnappt haben, was international so viel heißt wie „Ihr Quatschnasen“ – , wurde die Atmosphäre immer hitziger. Nach dem zweiten umjubelten, ach was, umtosten Elfmeter, den Jens Lehmann gehalten hatte, brach Chaos aus. Deutschland war im Halbfinale, der Torhüter auf dem Weg in die Kabine – da kam der Auftritt des Argentiniers mit der Nummer 17: Leandro Cufré. Der trat Per Mertesacker mit voller Wucht in den Unterleib. Der blonde, schmale Bremer – der so ähnlich aussieht wie Tim B. – brach schreiend zusammen. „Ich habe drei bis vier Striemen auf dem Oberschenkel, da habe ich ein paar Stollen abbekommen“, erzählte Mertesacker später. „Er hat zwei, drei Mal zugetreten. In die Weichteile hat er mich auch noch getroffen.“ Nach der WM stand Cufré wieder in Berlin auf dem Platz, seine Einsätze bei Hertha BSC waren allerdings ähnlich unrühmlich.

Mit seiner Kung-Fu-Attacke hatte Cufré einiges losgetreten. Eine Traube bildete sich am Mittelkreis des Olympiastadions, DFB-Sprecher Harald Stenger drängte die Argentinier zurück. Sogar die Personenschützer der Nationalmannschaft – fein im Anzug mit Krawatte – eilten aufs Feld, hielten Gabriel Heinze fest, der schnaufend auf Manager Oliver Bierhoff losmarschierte.

Heinze, 32 und mittlerweile in Marseille unter Vertrag, ist auch bei dieser WM dabei. Auch jener schlichtende DFB-Bodyguard ist in Südafrika. Was er 2006 nicht verhindern konnte: In seinem Rücken nahm der Argentinier Maxi Rodriguez, ebenfalls in Südafrika dabei, einen sportlichen Anlauf, sprang in die Meute und schlug Bastian Schweinsteiger auf den Hinterkopf. Die Folge: zwei Spiele Sperre. Schweinsteiger war so irritiert, dass er wegging und Bierhoff zurückhielt.

Cufré sah damals die Rote Karte, auch Rodriguez wurde gesperrt, ebenso Torsten Frings, der einem Argentinier die Faust ans Kinn drückte. Das zeigten später Fernsehbilder. Frings ist dieses Mal nicht dabei, wohl aber Bundestrainer Joachim Löw, der damals auf dem Rasen schlichtete. Am Samstag sollten die Deutschen sich allerdings nicht reizen lassen. Platzverweise gilt es zu vermeiden.

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