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Die Männer des Spiels. Thomas Müller (l.) und Miroslav Klose.

© ddp

Einzelkritik: Klose entschlossen, Müller der Matchwinner

Fleißig, fleißig, diese Mannschaft – aber auch wild entschlossen wie Miroslav Klose und gefährlich wie Bastian Schweinsteiger. Tagesspiegel-WM-Reporter Michael Rosentritt bewertet die deutschen Spieler in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Der Schalker trug wieder sein grünes Hemd aus dem Auftaktspiel – ein gutes Omen? Begann jedenfalls sehr wachsam. Spielte mit, wenn es denn sein musste und leitete mit einem super getimten Abschlag die deutsche Führung ein. Sein offensives Torwartspiel bringt es aber mit sich, dass er oft weit vor dem eigenen Tor steht, was ihm beim Schuss an die Unterlatte von Lampard zum Verhängnis wurde. Auch beim Gegentreffer sah er nicht gut aus. Neuer fing sich jedoch wieder und klärte im zweiten Abschnitt gut gegen Defoe. Eine Glanzparade gegen Gerrard. Und dann erst seine schussweiten Abwürfe. Schwitzte am Ende reichlich - konnte sich nicht über Unterforderung beschweren.

Philipp Lahm: Der deutsche Kapitän musste im eigenen Fünfmeterraum per Kerze klären, als die Engländer dem deutschen Tor am nächsten kamen. Gelegentliche Vorstöße auf der rechten Seite, traf dabei immer wieder auf den englischen Kapitän Gerrard. Stand hinten meist sicher, nach vorne aber fehlte etwas Druck und Kreativität. Dafür gab es diesmal andere.

Per Mertesacker: Der hünenhafte Bremer nahm wie immer direkt vor dem Anpfiff noch einen Schluck Wasser zu sich - ein Ritual. Gewann einige Minuten später auch den ersten Zweikampf gegen Rooney, obwohl der Ball gar nicht bei ihnen war. Fand sich nach seinen wackeligen Auftritten ein bisschen, spielte nicht mehr so riskant, sondern beschränkte sich aufs Abwehren. Es geht aufwärts.

Arne Friedrich: Der Berliner verlor mal wieder einen Zweikampf, gegen Rooney, aber weit vor seinem Wirkungskreis. Davor und danach wieder die Zuverlässigkeit in Person. Bekam zu Beginn der zweiten Hälfte für ein Allerweltsfoul die Gelbe Karte gezeigt. Musste weit mehr zeigen als in den Spielen zuvor, vor allem immer wieder gegen Rooney. Wirkte trotz der Verwarnung sicher und verlässlich.

Jerome Boateng: Hatte auf seiner Seite gut zu tun. Konnte ein- , zweimal seinen Gegner nicht am Flanken hindern. Dafür hatte Holger Badstuber gegen Serbien seinen Platz in der Startaufstellung an den Hamburger verloren. Beim 1:2-Anschlusstreffer stand er falsch, und konnte so Upson nicht am Einköpfen hindern. Machte im zweiten Abschnitt aber fast alles richtig.

Thomas Müller: Der junge Bayer startete etwas nervös, hatte Mühe den Ball zu kontrollieren, steigerte sich aber schnell. Bereitete das 2:0 vor. Und machte das vielleicht noch wichtigere Tor zum 3:1 selbst. Das war Mitte der zweiten Halbzeit und die druckvollste Phase der Engländer. Danach war der Widerstand gebrochen, Müller schob noch ein zum 4:1. Danach durfte er duschen.

Sami Khedira: Der einzige Schwabe im Team lief viel, wie immer, blieb aber zunächst auch ohne Wirkung. Holte sich ins Spiel durch gute Balleroberung. Dann klappte es auch in der Offensive. Gute Pässe. Wirkt mitunter etwas zu langsam, oft nur ein Tempo erkennbar – gemäßigter Trab.

Bastian Schweinsteiger: War stets bemüht, Ball- und Spielsicherheit auszustrahlen, was ihm fast durchgängig gelang. War trotz seiner muskulären Probleme wieder enorm fleißig. Spielte zudem ein paar gefährliche Pässe in die Schnittstellen der englischen Innenverteidigung. Hatte im zweiten Abschnitt sehr viel öfter mit Lampard zu tun. Bediente Müller vor dessen Tor.

Lukas Podolski: Der Kölner begann wie immer wuchtig. Allerdings ein wenig eigensinnig. Suchte zu schnell den Abschluss. Nach einer halben Stunde machte er es dafür perfekt. Nach einem Querpass von Müller drosch er den Ball James durch die Beine. Das 2:0 war sein 40. Tor für Deutschland. Nahm sich dann aber wieder Kunstpausen.

Mesut Özil: Der 21-Jährige hatte die erste Chance, musste aber mit rechts schießen, sein schwächerer Fuß. Der Torwart lenkte den Ball über die Latte. War viel unterwegs, von links nach rechts, war fast immer anspielbar, und machte meist was draus. Gelegentlich fehlt ihm noch die nötige Robustheit. Nicht aber die Zähigkeit. Gewann einen 50-Metersprint an der linke Seite und legte dann torreif ab auf Müller, der das 4:1 machte. Der halbe Treffer gehörte aber Özil.

Miroslav Klose: Nach seiner Sperre gegen Ghana wieder zurück in der Startelf. Und gleich richtig. Einem fulminanten Abschlag von Neuer jagte der 32-Jährige wild entschlossen hinterher, schüttelte Matthew Upson ab und spitzelte den Ball vorbei an James. Es war Kloses zweites Tor im Turnier, das 50. für Deutschland in seinem 99. Einsatz. Das verlieh ihm Auftrieb, sehr lauf- und einsatzfreudig. Leider aber auch nicht kalt genug, als er nach einer halben Stunde das 2:0 auf dem Fuß hatte. Baute später etwas ab, bekam aber kaum noch verwertbare Bälle. Machte dann für Mario Gomez Platz.

Piotr Trochowski: Der kleine Hamburger hatte Matchwinner Müller zu ersetzen. Musste er aber nicht.

Mario Gomez: Der bislang erfolglose Stürmer war für seinen Münchner Kollegen Klose ins Spiel gekommen. Rannte sich einmal fest, aber immerhin gerannt.

Stefan Kießling: Der lange Blonde aus Leverkusen war für Özil ins Spiel gekommen. Mehr war nicht erwähnenswert.

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