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Bei der Auswechslung im Slowenien-Spiel würdigten sich Rooney und Trainer Capello keines Blickes.

© AFP

England: Nur Rooney bleibt ein Rätsel

England findet langsam seinen WM-Rhythmus. Die Verfassung von Stürmerstar Wayne Rooney, der nach dem Slowenien-Spiel grimmigen Blickes flüchtete, beschäftigt das "Mutterland des Fußballs" jedoch weiter.

Nun also Bloemfontein. So viele Billigflüge und Buskonvois kann es in Südafrika gar nicht geben, dass zum Wochenende der Ansturm auf die südlichen Ausläufer des Highveld-Plateaus in 1400 Meter Höhe zu bewältigen ist. Doch die englische Anhängerschaft, die bislang in geschätzter Mannstärke von 20 000 bis 25 000 die Spielorte Rustenburg, Kapstadt und Port Elizabeth einnahm, ist dafür bekannt, logistische Herausforderungen mit einer Leichtigkeit zu meistern, die der englischen Mannschaft bei dieser WM irgendwie noch abgeht.

Dass die bisweilen schwierige Liaison zwischen Fußballern und Fans wieder mit inniger Liebe gefüllt wird, dafür bestehen nun beste Voraussetzungen; nichts eint das Mutterland des Fußballs ja so sehr wie der ewige Klassiker gegen Deutschland, der am Sonntag in Bloemfontein steigen wird. Was den Deutschen atmosphärisch und verbal dort blühen könnte, darauf gab es in der Nacht auf Donnerstag schon einen Vorgeschmack. Die englischen Stars waren nach dem 1:0 gegen Slowenien schnell zum Charter gehetzt, um ins Quartier nach Rustenburg zu gelangen. Die Fans aber feierten in den umliegenden Pubs und Kneipen in Port Elizabeth und stellten mit Genugtuung fest, wie sehr sich Deutschland gegen Ghana mühte.

Dass sich auch die Engländer bis dahin nicht gerade glanzvoll durch das Turnier gespielt hatten, erwähnten die Fans dabei nicht. Und auch im Team genügte die erste wirklich überzeugende Darbietung, um den Absolutisten Fabio Capello zufrieden zu stellen. „Ich bin total happy. Jetzt stimmt es im Kopf“, jubilierte Englands Trainer und lobte die Leidenschaft eines Ensembles, das die gescheiterte Revolution um John Terry wohl gebraucht hat. Und wenn aus überflüssiger Reibung neue Kräfte entstehen, ist es wohl ganz hilfreich, dass Capello gleich die nächste Baustelle aufgemacht hat: mit der Auswechslung des glücklosen Wayne Rooney.

Die Verfassung des 24-Jährigen, der nach dem Slowenien-Spiel grimmigen Blickes flüchtete, stellt ein Rätsel dar. „Er hat Schmerzen am Knöchel und ein paar Probleme, aber Sonntag wird es wieder gehen“, sagte Capello, „er bleibt ein wichtiger Spieler.“ Einer, der nicht nur wegen des Champions-League-Aus mit Manchester United gegen den FC Bayern, sondern auch aufgrund einer gar nicht netten Kolumne von Michael Ballack in der „Times“ mit den Deutschen eine Rechnung offen hat. „Es würde mir Spaß machen, sie zu schlagen.“ Es gibt wohl keinen in seinem Team, dem es nicht so geht.

Gerade noch rechtzeitig hat dieser hochkarätige Kader zusammengefunden und scheint das 4-4-2 von Capello akzeptiert zu haben. „Wir haben am Abend vorher ein Bier an der Bar getrunken“, scherzte der 64-Jährige. Was wohl weiterhalf: Plötzlich behinderten sich im Mittelfeld Frank Lampard und Steven Gerrard nicht mehr, erwies sich im Sturm die Nominierung von Torschütze Jermain Defoe als ein kluger Kompromiss zwischen dem formschwachen Emile Heskey und dem beliebten Joe Cole, der am Donnerstag wieder mit den Reservisten zu trainieren hatte, während die Stammspieler im Fitnessraum des Royal Bafokeng Sports Campus unter sich blieben. „Jetzt geht für uns die WM erst richtig los. Wir werden die Deutschen schlagen“, sagte Lampard.

Das größte englische Problem scheint daher derzeit dieses: Wie die gewaltige Nachfrage nach zusätzlichen Tickets befriedigen? All jene, die keine Karte für das Spiel am Sonntag haben, sollen laut Fifa-Angaben aufs offizielle Fanfest in Rocklands ausweichen. Das liegt dummerweise fast 15 Kilometer vom Stadtzentrum Bloemfonteins entfernt, bietet dafür aber eine atemberaubende Kulisse. Vielleicht ja auch übers Achtelfinale hinaus.

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