zum Hauptinhalt

Fußball-WM: Beton und Eis

Maradona führt Argentinien zur WM und übt Rache.

Unmittelbar nach dem zur „Schlacht am Rio del la Plata“ ausgerufenen Nachbarschaftsduell entlud sich der gewaltige Druck. Gerade erst war der wichtige 1:0 (0:0)-Sieg in Uruguay eingefahren, da verwandelte sich Argentiniens Trainer Diego Maradona schon vom Fußballgott in einen Racheengel. „Ich danke den Fans und den Spielern, aber niemandem sonst“, erklärte Maradona nach dem Spiel in Montevideo. „Die anderen, die nicht an die Nationalmannschaft geglaubt haben, sollen weiter die Schwänze lutschen. Die haben mich wie Müll behandelt.“ Maradona brüllte nicht, er trug seine Beleidigungen mit leiser Stimme und drohendem Unterton vor, um deren Wirkung noch einmal zu verstärken. Eiskalt lächelnd genoss Maradona den Moment der Rache, unmittelbar nachdem seine Mannschaft sich den vierten Platz in der Südamerika-Gruppe gesichert hatte, der gerade noch die direkte Qualifikation für die WM in Südafrika bedeutet. Für Uruguay bleibt nun die Hoffnung, sich in den beiden Play-off-Spielen gegen Costa Rica durchzusetzen.

Sportlich war der erste Auswärtssieg der Argentinier in der südamerikanischen WM-Qualifikation seit Oktober 2007 dagegen erneut eine Enttäuschung. Nur in der Defensive zeigten sich die Gäste, die zuvor seit 31 Jahren in Uruguay kein Pflichtspiel mehr hatten gewinnen können, deutlich verbessert. Vor allem dank Martin Demichelis von Bayern München, der die Hintermannschaft spürbar stabilisierte. Maradonas Betontaktik, zumindest erst einmal ein Unentschieden zu sichern, das ebenfalls gereicht hätte, ging auf diese Weise auf.

Im Spiel nach vorne blieb der Weltmeister von 1978 und 1986 dagegen vieles schuldig. Superstar Lionel Messi vom FC Barcelona, der wegen seiner schwachen Leistungen im argentinischen Dress in der Heimat stark kritisiert wird, konnte den Nachweis seiner Weltklasse im Nationaltrikot wieder nicht erbringen. Das unspektakuläre Siegtor für die Gäste in der 84. Minute durch Mario Bolatti war der einzige Höhepunkt einer zwar intensiven und umkämpften, spielerisch aber enttäuschenden Partie. Das mussten auch Maradonas Spieler eingestehen. „Wir dürfen das alles nicht unter den Teppich schieben“, sagte Mittelfeldspieler Juan Sebastian Véron, „wir werden darüber reden und alles gründlich aufarbeiten müssen, damit wir in der Mannschaft endlich wieder Spaß haben und nicht mehr nur noch leiden.“

Maradona im Wortlaut: Seite 22

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false