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Fußball-WM: "Spanien wird Weltmeister"

Der Fußballfan glaubt an die Unberechenbarkeit des Spiels. Gerade bei einer Weltmeisterschaft ist aber der Sieger einfacher zu prognostizieren, als es vielen lieb sein kann. Berliner Wissenschaftler berechnen den Ausgang der WM.

Wissenschaftlich gesehen hat jene Mannschaft mit den besten Einzelspielern die höchsten Siegeschancen. Hier setzt eine Methode an, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung bei der WM in Deutschland und bei der EM in der Schweiz und Österreich mit Erfolg angewendet hat. Bei beiden Ereignissen wurde der spätere Sieger prognostiziert. Auch diesmal wird nicht Deutschland als Weltmeister vorausgesagt. Sondern Spanien.

Grundlage der Prognose ist die Leistungsfähigkeit der Spieler. Diese spiegelt sich im Preis, Fachleute kennen die Marktwerte der Profis recht gut. Laut www.transfermarkt.de, für führende Sportökonomen eine seriöse Quelle, ergibt sich für die am Freitag beginnende WM in Südafrika folgendes Bild: Der Kader von Spanien bringt es auf einen Marktwert von sage und schreibe 650 Millionen Euro. Von den zehn teuersten Spielern der Welt kicken mit Xavi, Iniesta, Fábregas und Torres allein vier Profis für Spanien. Auf Platz zwei liegt – trotz des Ausfalls ihres Kapitäns – England mit 540 Millionen. Diese Teams werden von Mannschaften verfolgt, deren Marktwert zwischen 390 und 350 liegt: Frankreich, Brasilien, Argentinien und Italien. Durch den Ausfall von Michael Ballack ist das deutsche Team mit 308 Millionen zurückgefallen. Hinzu kommt ein zweiter Faktor: der Zufall. Im Fußball werden wenige Tore geschossen. Ein Treffer kann schon den Sieg bedeuten; ein falscher Pfiff des Schiedsrichters oder ein versprungener Ball können entscheiden. Das lässt sich mit Hilfe mathematisch-statistischer Berechnungen belegen. Für die WM ergibt sich aber: Der Zufall entscheidet in den K.o.-Runden seltener, wenn die Marktwertdifferenz sehr hoch, also die Spielstärke zweier Teams sehr unterschiedlich ist. Das ist bei dieser WM der Fall.

Durch die Professionalisierung des Fußballs, die jedem Profi ein Preisschild anklebt, ist die Prognose von Spielergebnissen einfacher geworden. Viele Überraschungssiege in entscheidenden Spielen wird es erst wieder geben, wenn sich die Internationalisierung weiter zuspitzt und sich dadurch die Spielstärken der Fußball-Ligen weiter angleichen. Dann wird das Feld der Nationalmannschaften auch ausgeglichener sein; die Marktwerte werden an Aussagekraft verlieren, da sie für alle Teams ungefähr gleich hoch sein werden. Dann können wieder einzelne Könner, die überragend spielen, zusammen mit dem Zufall den Ausschlag geben.

Für diese WM aber gilt: Spanien ist wissenschaftlicher Top-Favorit. Der Wettmarkt sieht es ähnlich: Dort liegen Spanien, Brasilien und England vorn. Erst dann kommen die Deutschen.

Die Autoren lehren Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der FU und TU Berlin. Sie haben ihre Ergebnisse vergangene Nacht auf der Langen Nacht der Wissenschaften vorgestellt.

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