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Otto Rehhagel.

© AFP

Griechenland: Die Ära Rehhagel ist beendet

Nach neun Jahren endet die Ära von Otto Rehhagel als Nationaltrainer Griechenlands. Zwei Tage nach den Vorrunden-Aus bei der WM in Südafrika verkündete der 71-Jährige seinen Rückzug. Sein Nachfolger bei den Hellenen steht noch nicht fest.

"König Otto" dankt nach neun Jahren als griechischer Fußball-Nationaltrainer ab. Nach dem Vorrunden-Aus der Hellenen bei der WM in Südafrika hat sich Otto Rehhagel bereits von seinem Team verabschiedet und dem Präsidenten des Griechischen Fußball-Verbandes (EPO), Sofoklis Pilavios, seinen Rückzug mitgeteilt. "Es waren neun herrliche Jahre, doch alles Schöne hat mal ein Ende. Der Kreis schließt sich heute und ich freue mich, mit euch so viel erreicht zu haben", zitierte die Online-Ausgabe des Fachmagazins "kicker" den 71-Jährigen am Donnerstag. Der Verband bestätigte das Ende der "Otto-Kratie" und wollte noch eine offizielle Stellungnahme verbreiten. Rehhagels Nachfolger steht noch nicht fest.

Ehefrau Beate mochte das Ende der Ära Rehhagel in Griechenland zwar nicht konkret bestätigen, betonte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa aber: "Wenn es schon überall steht... Aber es ist seine Privatsache und ich will dazu nichts weiter sagen."

"Das ist meine Privatsache"

Das Aus für Rehhagel - ob freiwillig oder auf sanften Druck - kam nicht überraschend. Schon seit Tagen wurde bei der WM darüber spekuliert. Beim 0:2 gegen Südkorea zum Auftakt enttäuschte das Team total und erntete harsche Kritik. "Herr Otto, es wird Zeit abzutreten", forderte "Goalnews". Und auch wenn seine Elf im zweiten Gruppenspiel mit dem glücklichen 2:1 gegen Nigeria Griechenlands ersten Sieg der WM-Historie feierte, wurde das Ausscheiden mit dem 0:2 gegen Argentinien besiegelt. Danach hatte Rehhagel Kommentare zu seiner Zukunft noch abgelehnt: "Das ist meine Privatsache." Der Rückzug seines langjährigen Wegbegleiters und Dolmetschers Ioannis Topalidis galt jedoch als weiteres Indiz für den Rehhagel-Abtritt.

Der einstige Bundesliga-Trainer, der mit Werder Bremen (1998, 1993) und Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern (1998) deutscher Meister wurde, begann seine Mission bei den Südeuropäern im September 2001. 2004 bei der Europameisterschaft 2004 führte der Verfechter der "kontrollierten Defensive" die Hellenen sensationell zum Titelgewinn. Unvergessen ist das 1:0-Siegtor des jetzt für den 1. FC Nürnberg spielenden Angelos Charisteas im Finale gegen den Gastgeber Portugal. Bei der Rückkehr nach Athen bereiteten Tausende von Fans "Rehhakles" und dem Team einen triumphalen Empfang. Später wurde der Trainer zum "Bürger der Stadt Athen" ernannt.

Die Zeit nach dem EM-Triumph verlief weniger erfolgreich. Nach dem Verpassen der WM 2006 und dem blamablen Vorrunden-Aus bei der EURO 2008 stand Rehhagel vor der Demission. "Wenn ich ein paar Spiele verliere, lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran", sagte er damals. Mit der Qualifikation für die Südafrika-WM ließ der gebürtige Essener aber noch einmal aufhorchen. Insgesamt saß "König Otto" 106 Mal auf der Trainerbank der Griechen und fuhr mit ihnen 53 Siege ein (23 Unentschieden, 30 Niederlagen). Trotz der beachtlichen Erfolgsquote stand der Trainer-Routinier wegen seiner Defensiv-Taktik und der antiquierten Spielweise des Teams ständig in der Kritik. Zudem führte er eine Dauerfehde mit den Medien.

"Eigentlich müssten wir ihm eine Statue erbauen"

Gleichwohl stärkte der Verband dem "besten Nationaltrainer aller Zeiten" lange den Rücken. Als Favorit für Rehhagels Nachfolge gilt der Portugiese Fernando Santos, der bis Mai beim Erstligisten PAOK Saloniki tätig war. EPO-Chef Pilavios, der den "gemeinsamen Entschluss, die sensationell erfolgreiche gemeinsame Zeit zu beenden", bereits verkündet haben soll, will den Nachfolger in den nächsten Tagen präsentieren. "Er steht in unseren Planungen schon fest", sagte der 45-jährige Jurist. Und "König Otto" soll einen gebührenden Abschied erhalten. "Eigentlich müssten wir ihm eine Statue erbauen", sagte Pilavios pathetisch. Doch als "Denkmal" oder Ruheständler fühlt sich Rehhagel nicht, will noch weiterarbeiten: "Ich bin mit dem Fußball geboren und will mit dem Fußball sterben." (dpa)

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