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Schalke im Herzen. Kevin Kuranyi erzielte beim 2:0-Erfolg über Bayer Leverkusen beide Treffer und ließ sich von den Fans feiern. Foto: dpa

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Kevin Kuranyi: Grüße an den Bundestrainer

Kevin Kuranyi schießt Schalke 04 an die Spitze der Bundesligatabelle und erhöht damit den Druck auf Bundestrainer Joachim Löw, ihn doch noch für die Weltmeisterschaft zu nominieren.

Manuel Neuer zog es auf den Metallzaun vor der Schalker Fan-Ecke. „Schalke ist die Macht, wir holen die Meisterschaft, das wäre doch gelacht“, grölte er durch ein Megafon. Und nach dem Schalker Torwart durfte auch Kevin Kuranyi hoch auf den Zaun – zur Animation des blau-weißen Fußball-Volks. Im Gegensatz zum Gelsenkirchener Urgestein Manuel Neuer brauchte der Schalker Angreifer dabei zwar die Hilfe eines Souffleurs, aber am Ende der kleinen Sprecheinlage erklärte der 28-Jährige ergriffen: „Es war nicht leicht für mich in den letzten Jahren. Das ist jetzt ganz anders.“ Um genau zu sein: „Wunderschön.“ So schön wie das 2:0 mit Schalke beim Spiel um den ersten Platz gegen Bayer Leverkusen, bei dem Kevin Kuranyi beide Tore für den neuen Tabellenführer der Fußball-Bundesliga schoss.

Zum ersten Mal hat die Mannschaft von Felix Magath in dieser Saison die Tabellenspitze erklommen – und da es das Liga-Drehbuch gerade besonders gut mit den Fußballfreunden in Deutschland meint, empfängt der neue Spitzenreiter in fünf Tagen Bayern München. Eine schönere Gelegenheit zu einer schnellen Revanche für das Aus im Pokal-Halbfinale durfte sich Schalke kaum erträumen. Schließlich können am Samstag aus zwei Punkten Vorsprung auf die Bayern fünf werden. Zudem sind Münchner Sticheleien über die mangelnde fußballerische Qualität von Magaths Mannschaft und Gelsenkirchens unansehnlichen, ungepflegten Rasen längst nicht vergessen.

„Man hat gesehen“, ließ Felix Magath den Münchnern genüsslich ausrichten, „dass wir, wenn der Rasen gut ist, auch einigermaßen Fußball spielen können.“ Verbale Rückendeckung erhielt der 56-Jährige von Jupp Heynckes, der die dritte Niederlage seiner Leverkusener in den vergangenen vier Partien zum einen sich selbst, zu mindestens gleichen Teilen aber auch dem taktisch, kämpferisch und spielerisch exzellenten Auftritt der Gelsenkirchener zuschrieb. „Wir waren sehr offensiv aufgestellt. Im Nachhinein muss ich sagen: Das war sicher ein Fehler“, sagte Leverkusens Trainer. „In der ersten Halbzeit war uns Schalke in allen Belangen überlegen, nach der Pause haben sie es dann clever runtergespult.“ Und der 64-Jährige teilte dem Bundestrainer, am Samstag Augenzeuge der Schalke- und Kuranyi-Show, unmissverständlich mit: „Kuranyi ist ein Kandidat für die Nationalmannschaft. Vielleicht sollte Jogi Löw das Ganze noch einmal überdenken. Denn so reich bestückt sind wir bei den Stürmern momentan nicht“.

"Jogi, mach' die Augen auf!"

Schalkes Fans („Jogi, mach’ die Augen auf!“) sehen das erwartungsgemäß genauso – während sich Kuranyi im Augenblick mehr im Stile eines Klosterschülers äußert. Im Oktober 2008 war er, frustriert über seine Nebenrolle im Nationalteam, beim Länderspiel gegen Russland einfach ausgebüxt. Und der Groll des Bundestrainers, für den diese einmalige Flucht-Aktion offensichtlich schwerer wiegt als die Ohrfeige des Lukas Podolski gegen den eigenen Kapitän Michael Ballack oder Podolskis jüngste Privat-Fehde mit einem Journalisten, traf den Schalker voll.

Kuranyi hat seine Dummheit mittlerweile mehrfach öffentlich bereut – und ist professioneller geworden. Er wohnt, um mehr trainieren zu können, neuerdings ganz in der Nähe des Schalker Trainingsgeländes. Und er sagt über Bundestrainer Joachim Löw: „Es war eine Entscheidung, die ein Mensch getroffen hat. Und nur dieser Mensch kann das ändern.“

So selbstlos, Joachim Löw den Sprung über den eigenen Schatten vor der WM ersparen zu wollen, ist Kevin Kuranyi dann aber doch nicht. Er kündigt für die verbleibenden sechs Spiele an: „Ich kämpfe so lange, bis er hoffentlich seine Meinung ändert.“

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