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Länderspiele: Nationalelf in Asien: Lächeln und spielen

Auf Werbetour in Asien: Die Reise der Nationalmannschaft Richtung Osten soll sich für die Bundesliga lohnen - doch nicht allen ist das angenehm.

Reinhard Rauball ist ein rhetorisch geschickter Mann. „Der deutsche Fußball will sich zum Anfassen präsentieren“, sagte der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gestern nach der Landung in Schanghai. Der 62-Jährige erörterte den Sinn der Werbetour, den das DFB-Team mit Spielen in Schanghai gegen China am Freitag und in Dubai gegen die Vereinigten Arabischen Emirate am Dienstag erfüllen will. Doch dann übermannte den Juristen offenbar die Müdigkeit nach dem elfstündigen Nachtflug. „Man muss auch die Arbeit leisten, die unangenehm sein mag. Wir müssen uns ihr stellen, damit wir die Spieler bezahlen können“, sagte Rauball.

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff ließ den Ligachef, entgegen den Landesgepflogenheiten der unbedingten Gesichtswahrung, schlecht aussehen. „Ich muss das korrigieren, dass die Reise eine unangenehme Sache ist“, sagte Bierhoff. „Die Spieler gehen die Reise sehr ernst an.“ Die chinesischen Medienvertreter nahmen die ehrliche Einordnung des Gastspiels durch Rauball stoisch zur Kenntnis. „Wir haben auch ein wirtschaftliches Interesse“, erklärte Rauball offen. Auf dem Flug nach China habe er gelesen, dass Manchester United 300 Millionen Euro allein in Asien an Erlösen erziele. „Wir sind mit der ganzen Bundesliga in der vorigen Saison auf 18 Millionen in der Auslandsvermarktung gekommen und können dies im nächsten Jahr auf 35 Millionen steigern“, sagte Rauball.

Weil in der Heimat das Pokalfinale ansteht und auch Michael Ballack wegen des englischen Cupfinales fehlt, ist allerdings nur ein Rumpfteam nach Asien gereist. „Wir gehen die Sache seriös an. Das wird keine Vergnügungsreise“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Dass ein gutes Dutzend Stammspieler fehlen, macht er mit Experimentierfreude wett. Den Neulingen Manuel Neuer, Christian Gentner, Tobias Weis, Christian Träsch und Cacau hat er garantiert, dass sie zum Einsatz kommen werden. Weil es im Team an Prominenten mangelt, hilft der in Asien äußerst bekannte Oliver Kahn als Stargast aus. Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann, die in China eine bekannte Persönlichkeit ist, verstärkt den Tross des DFBs.

Dass die Vereine gegen die Asienreise nicht protestieren, liegt an einer Absprache. Die DFL darf das Nationalteam zu Werbezwecken nutzen, im Gegenzug wird der DFB im nächsten Jahr auf keinen Widerstand für eine ausgedehnte WM-Vorbereitung stoßen.

Gregor Derichs[Schanghai]

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