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Gut spielen und Gutes tun.

© ddp

Nationalmannschaft: Fußball für alle

Kriminalität, Armut, Müllberge: Die Probleme in Südafrika sind groß. Viele Teams versuchen, armen Menschen zu helfen – auch die Deutschen.

Das Elend wohnt gleich nebenan. Immer wenn die Nationalspieler in ihrem WM-Bus mit einer Polizeikarawane den Hügel hinabrollen zum Flughafen Lanseria, fahren sie durch die Siedlung an der Landstraße 14. Das Armenviertel Diepsloot besteht aus Blechhütten, in denen sich Menschen zusammenkauern, weil es nachts so kalt ist. Nicht eine Laterne brennt zwischen den vermüllten Pisten, nicht ein Fenster ist erleuchtet. Autofahrer würden gerne schneller durch das stille Viertel rollen, aber das machen die Achsen auf der ausgefransten Landstraße 14 nicht mit.

Die Kinder von Diepsloot winken zwar fröhlich den Deutschen in ihrem Bus zu, aber der Anblick ist irritierend, das erzählen auch die Spieler. Sie haben sich zusammengesetzt und ein bisschen gesammelt. 80 000 Euro, so ist zu hören, sind aus der privaten Mannschaftskasse zusammengekommen, von der nur der Kapitän Philipp Lahm weiß, wie viel da eigentlich drinsteckt. Damit haben sie 900 Kinder zu den WM-Spielen der Deutschen eingeladen. Mit Bussen fuhren sie in die schicken WM-Stadien, wo ein lauwarmer Hot Dog drei Euro kostet, dort bekamen die Kinder Snacks, Drinks, Fanshirts. „Wir haben überlegt, was wir machen können“, hat Kapitän Philipp Lahm neulich mal erzählt. „Und die Mannschaft hat sich entschieden, den Kindern etwas Unvergessliches zu schenken.“ Lahm, 26, setzt sich seit Jahren mit einer Stiftung für arme Kinder in Deutschland und Afrika ein.

Die Nationalmannschaft hat schon oft geholfen, auch wenn das nicht immer publik wird, weil Prominenten gern Geltungssucht unterstellt wird. Die Fußballer haben gesammelt für die Opfer der Flutkatastrophe an der Oder und auch für die Tsunami-Opfer, vor der WM kamen beim Benefizspiel gegen Malta fünf Millionen Euro zusammen. Geld auch für Südafrika. Viele Fußballer sind selbst Väter, deren Horizont nicht am Playstation-Bildschirm endet, auch wenn ihnen das gern am Stammtisch abgesprochen wird. Auch andere Nationalmannschaften besuchten in Südafrika die Townships, spielten Fußball, verschenkten Spielzeug und Aufmerksamkeit.

Die Millionärsdichte war in Südafrika nie so hoch wie bei dieser WM, doch auch viele einfache Gäste helfen: Die Mitglieder vom Fanclub der Nationalmannschaft, der in der Universität von Pretoria wohnt, spendeten 3700 Euro. Weil sie einen Tipp bekamen von der Deutschen Schule in der Stadt, schauten sie sich den „FC Barcelona“ an. So nennt sich der Klub von Chris, 34, einem Bewohner des Townships Atteridgeville, in dem die Nationalmannschaft trainiert. Chris schenkt seine Zeit den Kindern im Viertel und spielt mit ihnen Fußball auf einem Stück Brachland, das in Deutschland gerade so als Parkplatz durchgehen würde. „Ich wollte die Kinder von der Straße holen, weil sie schon mit zwölf Jahren das Rauchen und Trinken angefangen haben und aus Langeweile klauten“, hat Chris erzählt, als ihm die Fans Trikots und Schuhe schenkten, damit die Kinder nicht mehr barfuß spielen müssen. Chris soll nun auch eine Trainerausbildung vom DFB finanziert bekommen, damit er sein Wissen an andere Erwachsene weitergeben kann. Und in Soweto wird mit deutscher Hilfe ein Fußballplatz gebaut.

Dass die Unterstützung länger bestehen bleiben kann, zeigt die Mexiko- Hilfe ganz gut. Sie unterstützt Kinder, die dort auf Müllkippen hausen. Die Stiftung wurde zur WM1986 vom DFB ins Leben gerufen und besteht noch immer. Die erste Spende zahlte Rudi Völler ein, 5000 D-Mark. Und was man so hört, soll er nicht der einzige Fußballer sein, der das noch heute macht.

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