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Bierhoff

© dpa

Oliver Bierhoff: "Das wird anspruchsvoll"

Manager Oliver Bierhoff spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Wales – und Mario Gomez.

Oliver Bierhoff biegt in die Mixed-Zone des Leipziger Zentralstadions ein. Die erste Frage stellt der Manager im Scherz gleich selbst: „Wollen wir über den Torhüter sprechen?“ Dann schon lieber über Mario Gomez, wird ihm entgegnet. „Habe ich mir auch schon gedacht“, sagt Bierhoff.

Herr Bierhoff, Sie dürften sich als früherer Stürmer auskennen mit der Situation, in der Mario Gomez jetzt steckt. Wie ist es, wenn man selbst gegen Liechtenstein nicht trifft?

Ich glaube, jeder Stürmer hat diese Phase mal durchgemacht. Jürgen Klinsmann, Rudi Völler, auch ich. Und das wird auch nicht das einzige Mal in seiner Karriere bleiben. Meist ist es Kopfsache.

Sie werden uns das erklären können.

Wenn der Kopf da nicht richtig arbeitet, werden die Beine schwerer. Man denkt dann halt ein bisschen schneller, denkt im Voraus, was negativ ablaufen könnte. Es ist auch nicht einfach, weil natürlich immer viele Ratschläge kommen. Das Beste ist, weiter jeden Tag konzentriert zu arbeiten. Mario sollte versuchen, das Glück durch harte Arbeit im Training ein bisschen zu erzwingen. Wichtig ist aber, dass er das Thema entdramatisiert. Er sollte das Wissen aufbauen, dass der Erfolg der Mannschaft oder die Welt nicht davon abhängen, ob er ein Tor schießt oder nicht.

Sondern?

Es geht weiter. Es war ja auch in einigen Aktionen zu sehen, dass er gut mitgespielt hat. Er hatte seine Aktie am Tor vom Lukas Podolski. Diese Aktionen bringen dich davon ab, dich nur noch daran zu messen, ob du ein Tor schießt.

Wie erklären Sie sich, dass Gomez so massiv ausgepfiffen wurde?

Auch das ist allen anderen Stürmer schon passiert. Ich hätte mir sicherlich etwas mehr Unterstützung gewünscht. Wenn man sieht, dass jemand in Schwierigkeiten steckt, dass es eine Blockade gibt, kann gerade die Unterstützung der Fans wichtig sein. Aber damit muss man leben, davon darf man sich nicht ablenken lassen.

Ließen sich Gomez’ Aktionen als ein Warmschießen für Wales uminterpretieren?

Ich hoffe es. Es ist schwer, gegen einen Gegner wie Liechtenstein überhaupt aussagekräftige Analysen zu betreiben. Was will man daraus schließen? Wichtig war, dass die Mannschaft über 90 Minuten immer wieder versucht hat, Chancen herauszuspielen. Die Jungs waren direkt von der ersten Sekunde top engagiert. Man hat halt gemerkt, dass sie das Spiel auch wirklich ernst nehmen. Sie hatten sehr gute Aktionen, mittendrin war es dann auch mal wieder zu kompliziert. Aber insgesamt sind wir zufrieden. Klar ist aber auch, dass es gegen Wales sehr viel schwerer wird.

Wales hat gegen Finnland verloren.

Ja, aber die Waliser werden gegen uns versuchen, es sich zu beweisen. Sie werden nun vor den eigenen Fans eine Wiedergutmachung anstreben. Unabhängig davon ist Wales ein unangenehmer Gegner, der körperlich sehr stark ist. Das wird ein anspruchsvolleres Spiel. Zumal die Waliser auch nach vorn viel gefährlicher sind als die Liechtensteiner. Aber wir haben allen Grund, zuversichtlich nach Cardiff zu fahren. Wir wollen drei Punkte. Das ist die klare Zielsetzung.

Aufgezeichnet von Michael Rosentritt.

Oliver Bierhoff, 40,

ist Manager der Fußball-Nationalmannschaft. Er hat in 70 Länderspielen 37 Tore erzielt, aber auch Phasen erlebt, in denen er wochenlang das Tor nicht getroffen hat.

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