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Ottmar Hitzfeld hat das Schweizer Nationalteam auf allen Ebenen proffesionalisiert.

© dpa

Spiel des Tages: Die Schweiz versucht sich als Favoritenschreck

Der Trainer der Eidgenossen, Ottmar Hitzfeld, setzt mit der Schweiz gegen Europameister Spanien auf Disziplin.

Vielleicht wollte die Schweiz in der heiklen Angelegenheit kein Risiko eingehen. Rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft wurde sozusagen das Bankgeheimnis gelockert. So weiß nun jeder, was die Schweizer Fußballer verdienen, die heute gegen Spanien in das Turnier einsteigen. Wenn sie mindestens Zweiter ihrer Gruppe H werden, erhält jeder Spieler 45 000 US-Dollar, hinzu kommen 10 000 Schweizer Franken pro Punkt. Ein 1:1-Unentschieden im letzten Testspiel vor der WM gegen Italien lässt auf etwas Geld für die Nationalspieler hoffen. Die Hoffnung aber trägt vor allem einen Namen: Ottmar Hitzfeld. Der 61 Jahre alte Trainer verkündete kürzlich, er halte selbst gegen Europameister Spanien eine Überraschung für möglich. „Wir schießen uns gegen Spanien warm. Wir können zum Favoritenschreck werden“, sagte er.

Seit Hitzfeld nach der EM 2008 sein Amt antrat, versucht er den Schweizern eine Spur mehr internationale Professionalität zu vermitteln. Vor allem bei der Organisation habe seine Mannschaft dazugelernt, betont er. Der ehemalige Trainer von Bayern München hat das Teamhotel zum Sperrgebiet erklärt. Zutritt streng verboten. Was für die Vorbereitungsherberge in Crans Montana galt, ist rund um das Hotel südlich von Johannesburg nicht anders. Hitzfeld konzentriert sich, fast verschlossen, eigenbrötlerisch, energisch – ganz der streng verbindliche Chef. Der Trainer habe Verhältnisse geschaffen, wie sie „sonst nur bei europäischen Großklubs oder großen Nationalmannschaften bekannt sind“, schrieb der „Tagesanzeiger“. Hitzfeld legt großen Wert auf Pünktlichkeit. Die Trainingsplätze ließ er abriegeln und den Rasen genau 28 Millimeter hoch mähen – streng nach internationalem Standard.

Doch nicht nur die äußeren Umstände scheinen bei den Schweizern zu stimmen, auch teamintern sieht es gut aus: Hitzfeld geht mit einer eingespielten Mannschaft in die erste Partie. Er setzt vor allem aufs Kollektiv: Gruppendynamik geht vor individueller Stärke und vor Einsatzzeiten bei den jeweiligen Klubs. Zudem setzt der Trainer auf Routine und entschied sich zum Beispiel für den routinierten Albert Bunjaku vom 1. FC Nürnberg anstelle des jüngeren Ben Khalifa, der 2009 viel zum WM-Titel der Schweizer U-17-Auswahl beitrug, seit seinem Wechsel nach Wolfsburg aber nicht oft spielte.

Hitzfelds Motivation, sich als Nationaltrainer zu beweisen, ist groß: Er hat bei seiner ersten WM seinen Ruf als Klubtrainer zu verlieren. Ein Vorteil ist vielleicht, dass ein Remis im Auftaktspiel gegen Spanien wohl bereits als Sieg gewertet werden könnte. Trotzdem bleiben die Schweizer vorsichtig: Was der Verband für den Einzug ins Viertelfinale bezahlen würde, ist bislang nicht bekannt. Oliver Trust

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