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Die Südafrikaner feiern - zumindest zwischenzeitlich.

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Update

Südafrika - Mexiko 1:1: Der WM-Gastgeber punktet gleich zweimal

Mit guter Stimmung bei der Eröffnungsfeier und einem 1:1 im Eröffnungsspiel gegen Mexiko beginnt die Fußball-WM für Gastgeber Südafrika hoffnungsvoll. Tagesspiegel-WM-Reporter André Görke berichtet aus dem Soccer-City-Stadion in Soweto.

Zwei Wörtchen blinkten auf der Stadionleinwand („Quiet please!“) und schon verstummten die Vuvuzelas. Jacob Zuma, der so gern veralberte Präsident Südafrikas, trat ans Mikrofon, seine Stimme war leise, doch diesmal lachte keiner im WM-Stadion von Johannesburg. Zuma richtete ein Grußwort von Nelson Mandela aus, der zu Hause mit seiner Familie um seine Urenkelin trauerte. Ein Autounfall – ausgerechnet am Vorabend dieser ersten afrikanischen und, ja, auch Nelson Mandelas Fußball-WM. Und dennoch, sprach Zuma zu den Zuschauern, dürfe man diese WM jetzt ruhig genießen: „Yes, yes, yes“.

Die knapp 85 000 Zuschauer, die zu diesem Eröffnungsspiel in die Vorstadt von Johannesburg gekommen waren, applaudierten erleichtert, nur das mit dem Genuss stimmte nur bedingt. Die Mexikaner spielten den langen Kerls in der südafrikanischen Abwehr nämlich ziemlich viele schlimme Knoten in die Beine. Dass dieser erste WM-Tag dann doch noch erträglich wurde und mit einem 1:1 (0:0) gegen Mexiko endete, lag an dem Fußballer im gelben Trikot mit der Nummer 8: Siphiwe Tshabalala.

Der Arbeitnehmer der Kaizer Chiefs griff nach fast einer Stunde einen hervorragenden Pass von Kagisho Dikgacoi aus dem Mittelfeld auf, trieb ihn an die Strafraumgrenze und jagte ihn aus vollem Lauf mit dem linken Fuß in die gegenüberliegende Seite des Tores. Welch eine Erlösung – nach so viel Krampf! Da gönnten sich die Spieler erst einmal ein Tänzchen an der Seitenlinie. „Ich bin absolut happy“, sagte der erste Torschütze der WM 2010 nach dem Spiel. „Das ist ein Riesengeschenk für mich.“ Der 25-jährige Tshabalala ist unweit des Johannesburger Stadions im Township Soweto aufgewachsen.

Dabei lief es bis dahin gar nicht so gut an diesem Nachmittag im sonnigen, aber doch ziemlich frischen Johannesburg. Das war schon bei der pompösen WM-Eröffnungsfeier vier Stunden zuvor zu beobachten. Die war zwar hübsch anzuschauen mit all den bunt bemalten Kriegern, Trommlern und afrikanischen Musikern. Nur leider tänzelten die fast 1600 Artisten vor ziemlich vielen leeren orangefarbenen Sitzschalen herum. Woran das lag? Auf den Straßen von Johannesburg gab es ein Verkehrschaos, das in diesem Ausmaß noch nicht einmal die stressresistenten Taxi-Fahrer von Soweto erlebt hatten. Die einzige Autobahn raus in die Vorstadt – wo „Soccer City“ neben eine staubige Schutthalde gebaut wurde – war überlastet, mehr als 20 000 Fans kamen zu spät.

Die Stimmung nach Zumas Worten war dann aber doch ganz beeindruckend. Vor allem die Vuvuzelas verursachten einen irren Krach – vor dem Stadion waren die Tröten für 1,50 Euro zu haben (wie übrigens auch die Ohrenstöpsel einige Meter weiter). Doch das Tröten im Stadion ließ irgendwann nach, zu stümperhaft spielte Südafrikas Team nach vorn, zu flink waren die Mexikaner. Vor allem von dem 21-jährigen Stürmer mit den schwarzen Löckchen, Giovani dos Santos, dürften Südafrikaner noch schlecht träumen. Munter kurvte er über den Platz und setzte die Kollegen gut in Szene. Auch nach dem Spiel ging dos Santos in die Offensive: „Wir haben uns teilweise falsch angestellt“, sagte der Angreifer von Galatasaray Istanbul. „Die Mannschaft hat aber gut gekämpft. Das gibt Hoffnung für die nächsten Spiele.“ Zur Pause hätte Mexiko jedenfalls längst führen müssen. Stets fehlte nicht viel: Einmal rettete Südafrikas Torhüter Khune, einmal die Abseitsfahne des Linienrichters.

Von den Gastgebern hatten viele der Zuschauer doch etwas mehr Mut erwartet. Die Mannschaft bereitet sich seit März auf die WM in ihrem Land vor, eingespielt sollte sie sowieso sein: Gegen Mexiko liefen gleich acht Fußballer auf, die sich fast jedes Wochenende in der südafrikanischen Liga treffen. Doch erst nach fast 25 Minuten wurde der Ball das erste Mal aus dem Spiel heraus auf das Tor Mexikos geschossen, in dem überraschend der 37-jährige Oscar Perez den Vorzug vor Guillermo Ochoa erhalten hatte. Fast hätte Perez noch ein Tor kurz vor der Halbzeit kassiert, doch an die Flanke kam Dikgacoi nicht mehr heran, so sehr er sich auch streckte.

Die Halbzeitansprache muss gesessen haben bei den Südafrikanern, sie wirkten sicherer, ließen den Ball laufen, schossen das 1:0 – und hätten noch nachlegen können. Doch gleich zwei Mal scheiterte Teko Modise, einmal an sich selbst, einmal am Torhüter. Doch das wäre nicht gerecht gewesen. Gut zehn Minuten vor Abpfiff traf Rafael Marquez vom FC Barcelona zum 1:1. „Schade, dass wir den Vorsprung nicht gehalten haben“, sagte der ehemalige Dortmunder Pienaar. Die Vuvuzelas verstummten wieder – aber nur kurz. Sie wurden lauter, als Stürmer Katlego Mphela in letzter Minute frei vor Mexikos Tor auftauchte – und nur den Pfosten traf. Der Partystimmung nach dem Spiel tat das jedoch keinen Abbruch. „Wir freuen uns über diesen Punkt“, jubelte Tshabalala. „Die Atmosphäre war super, das erlebst du nicht jede Woche.“

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