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Taktikschule: So kann Deutschland die Spanier schlagen

Unser Taktik-Experte Mathias Klappenbach hat den deutschen Halbfinalgegner analysiert und ist dabei zu dem Schluss gekommen: Bringt man die Spanier aus ihrem Pass-Rhythmus, sind sie verwundbar.

Die "rote Zone" hat Ottmar Hitzfeld jenen Bereich des Spielfeldes genannt, in dem seine Schweizer den Spaniern beim 1:0 in der Vorrunde das Leben schwer machten. Gemeint ist der Bereich zwischen Abwehr und Mittelfeld, in dem sich Xavi, Andres Iniesta, David Villa und auch Xabi Alonso bewegen. Diese Taktik galt nach dem Spiel als das Erfolgsgeheimnis des Schweizer Sieges, der in Anbetracht der zahlreichen Chancen des Gegners und des eigenen Billard-Tors beim fast einzigen Angriff aber mehr als glücklich war.

Bundestrainer Joachim Löw bevorzugt stattdessen eine Trichter-Taktik, bei welcher der Gegner ins eng gestaffelte Zentrum gedrängt wird, um dort den Ball zu gewinnen und die eigenen Konter mit einem Vertikalpass zu starten. Besonders hier müssen die zentralen deutschen Spieler Arne Friedrich, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira den Raum klein halten, um das Kurzpassspiel der Spanier zu unterbinden. Die Spanier suchen den Weg in die Mitte oft über ihre dominante linke Seite, von der Villa ins Zentrum zieht und mit Iniesta kombiniert. Hier gibt es für Piotr Trochowski (oder Toni Kroos oder Cacau) viel Defensivarbeit – auch wenn Villa in der Mitte für den enttäuschenden Fernando Torres spielt, für den aber auch Fernando Llorente kommen könnte.

Spielt Villa im Zentrum, könnte Trainer Vicente del Bosque ihn positionstreu durch David Silva ersetzen. Da der angeschlagene Cesc Fabregas wieder fit ist, könnte del Bosque auch wie im EM-Endspiel 2008 einen weiteren zentralen Mittelfeldspieler bringen, um eine Anspielstation mehr auf dem langsamen Weg mit viel Ballbesitz und vielen Pässen zum deutschen Tor zu haben. Nur über rechts spielt Spanien schneller, Außenverteidiger Sergio Ramos stürmt dort oft alleine nach vorne. Ein offensivstarker eigener Außenverteidiger könnte hier für viel Entlastung sorgen, die aber wohl vor allem Lukas Podolski obliegt.

Im Viertelfinale hat Paraguay gezeigt, wie es gegen Spanien gehen kann: mit einer Mischung aus frühem Pressing, variabler Defensivarbeit und schnellen Kontern. Dass die Deutschen vor allem Letzteres beherrschen, muss man niemandem mehr sagen. Entscheidend wird sein, wo sie versuchen, die Passmaschinerie der Spanier aus dem Rhythmus zu bringen. Je früher, desto besser. Je eher die Deutschen allerdings angreifen, desto höher ist auch das Risiko, überspielt zu werden und hinten nicht eng gestaffelt zu stehen. Auch in dem Moment, in dem die Deutschen den Ball gewonnen haben und den eigenen Konter starten, müssen sie aufpassen. Eine große Stärke der Spanier ist das Gegenpressing, sie erobern verlorene Bälle meist sehr schnell zurück. Und der Gegner ist gerade dann nicht gut organisiert.

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