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Teil 1: Der Spielverderber: Fußball und Allmacht

Wir erklären, warum Fußball Wahnsinn ist. Und geben Tipps, was Sie heute tun können, während die anderen ihm verfallen. Dieses Mal: Fußball und Allmacht.

Von Anna Sauerbrey

Lena Meyer-Landrut und der Fußball haben vieles gemeinsam: Beide versprühen diesen simplen Charme, haben eine Fan-Gemeinde, in der Männer in der Überzahl sind und wo sie hinkommen, rasten die Leute aus. Und da ist noch was. Von beiden wird wahnsinnig viel erwartet. Lena soll uns Deutsche jetzt in Hollywood einführen. Doch dem Fußball geht es noch schlechter. Von ihm erwartet die Welt nichts weniger als: Allmacht. In Südafrika soll der Fußball zum Beispiel den wirtschaftlichen Aufschwung bringen, die Kluft zwischen Arm und Reich schließen, die Wunden der Apartheid heilen und die Nation vereinen. Ist doch ein Klacks! Hat bei uns schließlich auch schon mal funktioniert. Angespornt durch den Titelgewinn 1954 haben die Deutschen in wenigen Jahren mal eben eine Industrienation gebastelt, inklusive Deko, mit Gardinen in den Fenstern und Braten auf dem Tisch. Und dass sich unser internationales Image 2006 innerhalb weniger Wochen von Pickelhaube auf Partylöwe gedreht hat, verdanken wir schließlich auch dem Fußball.

Der Fußball ist die neue Hoffnung. Wir haben ja auch schon alles durch, Kanzler und Kirchen, Achtundsechzig und Trennkost, Yoga und das Internet. Hat alles nichts gebracht. Wir fühlen uns immer noch irgendwie mies, kriegen viel zu wenige Kinder, das Klima will nicht aufhören, sich zu wandeln und die Löcher im Haushalt wollen nicht aufhören zu wachsen. Zeit für ein neues Wunder also. Vielleicht könntest du, lieber Fußball, wenn du mit Südafrika fertig bist und noch ein Momentchen Zeit hat, ja noch schnell das Bohrloch von BP stopfen, diesen komischen Diktator in Nordkorea stürzen, den Chinesen Demokratie beibringen und die Ausbreitung der Sahara stoppen? Ach, ja, und hilf meinem Bruder, seine Matheklausur zu bestehen. Das wär’ supi. Danke schon mal im Voraus.

Stattdessen heute

Rechnungen abheften. Kuchen backen. Oder ins Kino, Wetter soll ja nicht so gut sein. Christina Tillmann empfiehlt "Marcello, Marcello". So geht Sommermärchen.

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