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© dpa

Toni Kroos: Umweg über Südafrika

In Leverkusen präsentiert sich Toni Kroos seit Wochen in blendender Form. Jetzt will er auch im Nationalteam glänzen und unbedingt mit zur WM.

Toni Kroos kam als Erster aus der Kabine. Verschwitzt, in Fußballschuhen und bereit, seine ehrgeizigen Ziele zu verkünden. "Am Anfang der Saison habe ich nicht viel gespielt. Heute habe ich noch einmal gerechtfertigt, dass mich der Bundestrainer eingeladen hat“, sagte der 20-Jährige von Bayer Leverkusen über seine Zukunft in der deutschen Fußballnationalmannschaft. "Aber ich gebe mich nicht mit dem 30er-Kader zufrieden, ich möchte weiter kommen.“ Gerade hatte Kroos den immer noch ungeschlagenen Tabellenführer Bayer Leverkusen zu einem 3:0 (1:0)-Sieg in Hoffenheim geführt und dabei zum wiederholen Mal geglänzt. Ruhig und souverän wirkte der gebürtige Rostocker auf dem Feld und bei den Interviews hinterher. "Er ist emotional sehr stark“, sagte sein Trainer Jupp Heynckes. "Und genau das muss man sein, um ein Großer zu werden.“

Heynckes war in der vergangenen Saison noch Krisenhelfer beim FC Bayern, bei dem Kroos unter Vertrag steht – und wohin der Mittelfeldspieler noch im Sommer zurückkehren soll. Heynckes ist zudem ein enger Freund von Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Nun könnte es so kommen, dass Heynckes mit maßgeblicher Hilfe der Leihgabe Kroos dem FC Bayern die Meisterschaft wegschnappt. Auch deshalb ruht die Freundschaft zwischen Heynckes und Hoeneß vorerst. "Der Uli ruft mich derzeit nicht an“, sagte Heynckes. Dass vor allem Kroos vieles dazu beitragen kann – und oft sogar den Ausschlag gibt –, bewies er am Sonntag wieder einmal. Ein Tor und zwei Vorlagen steuerte er zum Leverkusener Sieg bei. Mit acht Toren und sieben vorbereiteten Treffern stieg Kroos damit zum derzeit drittbesten Bundesligascorer nach Stefan Kießling (Leverkusen/12 plus 5) und Mesut Özil (Bremen/6 plus 12) auf.

Im Sommer allerdings muss Kroos zurück nach München, dort hat er einen Vertrag bis 2011. In Leverkusen möchte man ihn gerne behalten. Münchens Klubchefs Karl-Heinz Rummenigge und Hoeneß aber befahlen vor kurzem, Kroos müsse auf alle Fälle zurückkehren. Keine einfache Situation für den jungen Profi, der noch viel mehr vorhat. Den Weg aus Leverkusen nach München will er am liebsten über Südafrika gehen. Inzwischen stehen die Chancen dafür gut, dass Kroos noch in den deutschen WM-Kader rutscht. Bundestrainer Löw kommt kaum noch an ihm vorbei. „Toni besitzt außergewöhnliche Qualitäten. Da sehe ich großes Potenzial, er kann unsere Mannschaft bereichern“, sagte Löw am Sonntag. Auf dem Rasen hatte Kroos, in dem Franz Beckenbauer den "neuen Michael Ballack“ sieht und den Ottmar Hitzfeld als "Ausnahmespieler“ adelte, zuvor ein herausragendes Spiel geboten und eine beeindruckende Antwort auf die Attacken des FC Bayern im Meisterrennen geliefert.

"Er muss weiter konzentriert arbeiten, auf dem Platz präsent sein und noch bissiger spielen“, sagte Heynckes, der dafür sorgen will, dass Kroos seine Ziele erreicht. Vorerst wäre das ganz im Sinne der Leverkusener. Und in der kommenden Saison, wenn Kroos womöglich als WM-Fahrer nach München zurückkehrt, könnten Heynckes und Hoeneß ihre Freundschaft auch wieder aufleben lassen.

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