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Trockenzeit: Fußball-WM verursacht Wasserknappheit im benachbarten Lesotho

Lesotho ist etwa so groß wie Belgien und wird vollständig von Südafrika umschlossen. Jeden Monat verkauft die Enklave 65 Millionen Kubikmeter Wasser an ihren großen Nachbarn. Zur Fußball-WM verkauft es mehr Wasser denn je.

Eine halbe Stunde braucht Mmateboho Mokebesa bis zu dem Bach, aus dem sie ihr Wasser holt. Es ist ein Rinnsal in einer Schlucht, die sich durch die Berge rund um ihr Dorf zieht. Für den Rückweg mit vollen Eimern braucht die schmächtige 69-Jährige dreimal so lange: „Den Berg hinauf sind es dann eineinhalb Stunden, da trage ich dann schwer und es geht die ganze Zeit bergauf.“ Eigentlich gibt es in dem Dorf in Lesotho Wasserhähne, aber sie bleiben zwei bis drei Wochen pro Monat trocken. Maqhaka leidet wie weite Teile des kleinen Königreiches an Wasserknappheit, weil es einen Großteil seines Wassers an Südafrika verkauft - während der Fußball-WM mehr denn je.

Mokebesa lebt seit ihrer Geburt in Maqhaka, einem winzigen Dorf in den Bergen nördlich der Hauptstadt Maseru. Das Wasser holt sie am Bach, solange sie denken kann, und das, obwohl es im dünn besiedelten Landesinneren Wasser im Überfluss gibt. Lesotho ist etwa so groß wie Belgien und wird vollständig von Südafrika umschlossen. Jeden Monat verkauft die Enklave 65 Millionen Kubikmeter Wasser an ihren großen Nachbarn. Das spült umgerechnet rund 3,3 Millionen Euros in die Kassen, die das verarmte Land bitter nötig hat. Im wirtschaftsstarken Südafrika werden mit dem Wasser Bergbau und Industrie versorgt. Außerdem treibt das wertvolle Nass ein Wasserkraftwerk an, das beide Länder mit Strom versorgt. Möglich wurde dies durch das Lesotho Highlands Water Project, das 1998 gegründet wurde. Mit seinen Staudämmen, Tunneln und Leitungen ist es eines der größten Infrastrukturprojekte Afrikas.

Seit Beginn verschaffte es dem exportschwachen Land Einnahmen von umgerechnet gut 312 Millionen Euro. Im Vorfeld der Fußball-WM wurde die Entwicklung noch beschleunigt, um genug Strom für das einmonatige Turnier zu liefern. Nach örtlichen Medienberichten sollten pro Sekunde zusätzlich 60.000 Liter Wasser umgeleitet werden, damit der südafrikanische Stromversorger Eskom über genug Energie verfügt.

Doch die gewaltige Wasser-Infrastruktur erreicht nicht die bevölkerungsreichen Ebenen im Westen Lesothos. Dort ist die Wasserbeschaffung ein täglicher Kampf. In Khubetsoana, einer Barackenstadt außerhalb von Maseru, bezahlen Einwohner ohne eigenen Wasseranschluss hohe Gebühren, um sich bei den Nachbarn bedienen zu dürfen. Joseph Diphaphang Lethoko kostet das Trinkwasser von den Wasserstellen der Nachbarn rund drei Euro pro Monat. Das ist eine hohe Summe in einem Land, in dem 62 Prozent von weniger als 1,50 Euro am Tag leben. „Es ist eine Menge Geld, weil wir Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden. Es gibt keine Jobs hier“, sagt der 42-jährige Hilfsgärtner, der sich mit seiner Frau und zwei Kindern eine Bretterbude teilt.

Seine Nachbarin Matlali Mpholo erzählt, es habe in den Straßen einst kommunale Brunnen gegeben, bis die Regierung sie in den frühen 90er Jahren stilllegte. „Als sie die schlossen, war das sehr bitter für unsere Familien“, sagt die 36-jährige Mutter von vier Kindern. „Jetzt hängt unser Leben von den Leuten ab, die Wasserhähne besitzen. Sie bestimmen, wie viele Leute dort Wasser holen können, wann sie auf- und zumachen. Es ist schwierig, wenn man keinen Anschluss hat.“ Wasser sei zum knappen Gut geworden, das nur den Wohlhabenden zur Verfügung stehe: „Wer Geld hat, hat Wasser und Strom. Wir haben nichts.“ AFP

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