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Flaggen flattern für den südafrikanischen Traum. Das Land freut sich auf die erste Fußball-WM auf afrikanischen Boden.

© dpa

WM-Eröffnungsfeier: Kampfjets, Wollsocken und Ohrenstöpsel

Die Schulkinder haben WM-Ferien, die Proben der Luftwaffe sind vorbei und die Vorfreude der Menschen wächst stündlich – Südafrika ist bereit für die Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft.

In den Vorstadtgärten von Pretoria schauen sie oft in den Himmel. Was für ein Lärm! Unter den Wolken donnern die Kampfjets der südafrikanischen Luftwaffe entlang, sie drehen schon seit Tagen ihre Runden und landen erst spät am Abend wieder auf ihrer Waterkloof Airforce Base. „Die üben ganz bestimmt“, rufen sich die Südafrikaner in ihren Gärtchen zu, „die üben für die Eröffnungszeremonie.“

Die Vorboten dieser Fußball-WM sind längst zum Himmel aufgestiegen, und auch am Boden sind die Vorbereitungen für die Eröffnungsfeier beendet. Am Morgen vor dem großen Fest hat das Wetter ein wenig umgeschlagen, ein frischer Wind ist aufgezogen, die Sonne versteckt sich hinter den Wolken. Aber was soll’s – die Fans in Soccer City, wie das riesige und mit 350 Millionen Euro Baukosten ziemlich teure Stadion neben der Stadtautobahn im Südwesten Johannesburgs genannt wird, müssen sich eben dicke Wintersocken anziehen.

Um 14 Uhr (live in der ARD), zwei Stunden vor dem WM-Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko, beginnt die Show, dann werden 1600 Artisten in bunten Kostümen eine halbe Stunde lang über den neuen Rasen hopsen, afrikanische Musiker ihre WM-Liedchen singen, die Luftwaffe ihre Formationen am Himmel zeigen und die mehr als 90.000 Fans mit aller Kraft in ihre Vuvuzelas pusten, wie sie es ja nun schon seit Tagen überall entlang der Straßen üben. Da sei die Investition in ein Päckchen vernünftiger Ohrenstöpsel empfohlen.

30.000 Zuschauer bejubelten in Soweto ein Konzert

Die Stadiontore öffnen schon um 10 Uhr. Zwar ist Wochentag, aber das sollte kein Problem sein, denn die südafrikanische Schulbehörde hat die Winterferien pünktlich am Donnerstag für vier Wochen beginnen lassen – auch um den Verkehr ein bisschen zu entlasten. Ebenfalls am Freitag öffnen auch die Fanfeste mit den Leinwänden in den WM-Städten.

Bereits am Donnerstagabend bejubelten 30.000 Zuschauer im Orlando-Stadion in Soweto ein Konzert. Amerikanische Stars wie Alicia Keys, die Black Eyed Peas, oder Jay-Z traten ebenso auf wie die kolumbianische Sängerin Shakira. Fifa-Präsident Joseph Blatter begrüßte die Menschen im Stadion. „Ich bin sehr glücklich, heute Abend in Soweto zu sein“, sagte Blatter. „Das ist der wahre Anstoß der WM.“ Karten für die Party gab es ab 4,50 Euro – kein allzu hoher Preis, für das Geld gibt es im Supermarkt vier Packungen Kekse.

Beim Start des ersten großen Fanfests spielten sich am Donnerstag in Kapstadt chaotische Szenen ab. Nachdem die Polizei große Gittertore an den Toren der Festzone wegen Überfüllung geschlossen hatte, wurden im Gedränge zwei Frauen und ein Polizist verletzt. Nach Angaben der örtlichen Radiosender drängelten sich zeitweise bis zu 40.000 Menschen in den Straßen der Innenstadt; eigentlich waren nur 16 500 Menschen zu der kostenlosen Party zugelassen worden.

Die große Show am Freitag wird in 215 Länder übertragen. Der Superstar dürfte R. Kelly sein, der während der Zeremonie das Lied „Sign of a Victory“ singen wird. Die anderen Künstler kommen mit ihren Trompeten und Mikrofonen aus Algerien, Ghana oder Nigeria und sind vielleicht eher ein Fall für Kulturliebhaber. Hier sei an die WM-Eröffnungsparty 2006 erinnert: Die deutschen Schuhplattler und Blasmusiker wurden ja auch ein wenig irritiert wahrgenommen. Und so übel war die Stimmung in den folgenden Wochen ja nicht.

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