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WM-Kader: Prominent ignoriert: Bei der Fußball-WM fehlen einige Stars

Nicht nur in der deutschen Nationalmannschaft könnten bekannte Spieler die WM verpassen. Kevin Kuranyi geht es da wahrscheinlich nicht anders als Ruud van Nistelrooy, Raúl oder Ronaldinho.

Berlin - Pünktlich zur WM ist er wieder in großer Form. Wie schon 2006 schießt er in der Liga Tor um Tor, landesweit fordert die Fußball-Prominenz, den Stürmer mit nach Südafrika zu nehmen. Doch sein Nationaltrainer bleibt stur und setzt auf Konkurrenten mit deutlich schlechterer Torquote. Die WM wird er aller Voraussicht nach verpassen.

Was nach Kevin Kuranyi klingt, beschreibt in diesem Fall den Engländer Darren Bent. Er ist einer von vielen Spielern, die derzeit trotz guter Leistungen von ihren Nationaltrainern ignoriert und deshalb wahrscheinlich fehlen werden, wenn in diesen Tagen die vorläufigen Aufgebote für die in gut einem Monat in Südafrika beginnende Weltmeisterschaft bekannt gegeben werden.

Dabei kann Bent in dieser Saison mit einer hervorragenden Trefferquote aufwarten: In der Premier League hat er bereits 24 Treffer erzielt. Nur Didier Drogba und Wayne Rooney trafen öfter. Doch Nationaltrainer Fabio Capello will dem öffentlichen Druck nicht nachgeben und setzt lieber auf andere. Auf Jermaine Defoe zum Beispiel. Der 27-Jährige von den Tottenham Hotspurs erzielt wie Bent in dieser Saison Tore am Fließband, passt aber nach Auffassung von Nationaltrainer Fabio Capello mit seiner wuseligen Art besser zum kraftvollen Wayne Rooney als Bent, dessen Spiel ebenfalls von der Physis lebt.

Die reinen Zahlen scheinen den Nationaltrainern schon lange nicht mehr zu genügen, geht es um die Nominierungskriterien für den Einzelnen. Wie Joachim Löw schauen auch andere Trainer vor allem ob und wie die infrage kommenden Spieler ins taktische Konzept passen. Wie Darren Bent oder Kevin Kuranyi geht es aktuell auch anderen bekannten Fußballern.

So werden die beiden ehemaligen Weltfußballer Ronaldo und Ronaldinho wohl zu Hause vor dem Fernseher mitverfolgen, wie die brasilianische Seleção um den WM-Titel spielt. Obwohl sich die beiden Altstars zuletzt stark formverbessert zeigten, ist Nationaltrainer Carlos Dunga kein Fan der zwei. Im Mittelfeld favorisiert Dunga eher Spieler, die die gleiche Spielweise haben wie er selbst früher: gradlinig, zweikampfstark und schnörkellos. Das Ronaldinho selbst noch an eine WM-Teilnahme glaubt, liegt wohl an der Fürsprache Peles und seinen 13 Toren sowie 16 Vorlagen, die er in dieser Saison in allen Wettbewerben für den AC Mailand erzielt hat. „Eine WM ohne mich? Unvorstellbar“, sagte Ronaldinho unlängst. Realistisch scheint eine Berufung in den WM-Kader für ihn dennoch nicht. Sein alter Nationalmannschafts-Kollege Ronaldo glaubt dagegen schon gar nicht mehr an das WM-Ticket. „So, wie ich dieses Jahr gespielt habe, verdiene ich es nicht, in die Seleção zu gehen“, sagte der 33-Jährige. Dabei hat Ronaldo für Corinthians Sao Paulo in Brasilien immerhin zwölf Tore in 20 Spielen erzielt.

Bei einigen anderen Altstars sieht es ähnlich aus wie bei dem dreimaligen Weltfußballer Ronaldo. Dessen Ex- Sturmkollege bei Real, Raul, ist schlicht und ergreifend zu weit von seiner Bestform entfernt, als dass ihn Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque mit nach Südafrika nehmen könnte. Gleiches gilt auch für Ruud van Nistelrooy, obwohl Trainer Bert van Marwijk dem Hamburger zuletzt noch einmal Hoffnung machte. Im vorläufigen Aufgebot der Niederländer fehlte van Nistelrooy jedoch.

Noch hitziger als die Diskussion um Darren Bent, Ronaldinho oder Ruud van Nistelrooy ist die aktuelle Debatte in Italien. Die Fans des amtierenden Weltmeisters können nicht verstehen, warum Nationaltrainer Marcello Lippi die beiden Offensivspieler Fabrizio Miccoli (18 Saisontore), und den charakterlich schwierigen Antonio Cassano (trotz starker Saison mit Sampdoria Genua) nicht nominiert. Lippi, der weiterhin an dem Gerüst der erfolgreichen Weltmeisterelf von 2006 festhält, berief stattdessen die Angreifer Borriello, di Natale, Iaquinta, Gilardino und Quagliarella in sein 29-köpfiges vorläufiges Aufgebot. Diesen Spielern hatte Lippi auch schon während der Qualifikation für das Turnier in Südafrika vertraut. Vor allem der eher als hängende Spitze einsetzbare Miccoli scheint nicht so recht in das Konzept des Weltmeistertrainers zu passen. Ebenfalls nicht für Italien dabei ist Juventus Turins Amauri: Dabei hatte sich der Brasilianer extra einbürgern lassen.

Eine neue Blitz-Staatsbürgerschaft bleibt denn dann auch die einzige Hoffnung für viele Verschmähte: Da Borussia Dortmunds Stürmer Lucas Barrios trotz 18 Bundesligatoren von seinem Heimatland Argentinien ignoriert wird, holte er sich einen Pass aus Paraguay, um bei der WM dabei zu sein. Das klappte: Er steht im vorläufigen Aufgebot Paraguays.

Eine Alternative für Kevin Kuranyi, der Wurzeln in Brasilien, Panama und Ungarn hat, ist das nicht mehr – er hat schon für Deutschland gespielt. Auch wenn es keine WM war – und vielleicht nie eine werden wird.

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