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Die prägenden Figuren der deutschen Mannschaft im Testspiel gegen Bosnien und Herzegowina: Philipp Lahm (l.) und Bastian Schweinsteiger.

© dpa

WM kann kommen: Sieg im letzten Testspiel

In Frankfurt schlägt die deutsche Elf Bosnien-Herzegowina 3:1. Sven Goldmann, WM-Reporter des Tagesspiegel, meint: Ein überlegener Sieg. Deutschland wirkt gut gerüstet für die WM.

Über den Zusammenhang von Generalprobe und Premiere ist viel philosophiert worden, und wenn es denn einen gibt, so dürfte er vor allem psychologischer Natur sein. Entscheidend ist nicht das Ergebnis, sondern die Art und Weise, wie es erzielt wird. Insofern darf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mehr als zufrieden sein mit ihrem letzten Test vor der Abreise zur Weltmeisterschaft in Südafrika. Vor 48.000 Zuschauern in Frankfurt gab es einen 3:1 (0:1)-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina. Viel wichtiger aber war, dass die deutschen ihren technisch starken Gegner fast durchgängig dominierten, einmal abgesehen von der ersten Viertelstunde. "Wir können am Sonntag mit einem sehr guten Gefühl ins Flugzeug nach Südafrika steigen", sagte der deutsche Kapitän Philipp Lahm, und der Stuttgarter Cacau befand: "Wir haben Charakter gezeigt."

Das dürfte Bundestrainer Joachim Löw gefallen haben. Auch, dass Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira nach anfänglichen Irritationen im zentralen Mittelfeld so gut miteinander harmonierten, wie es von den beiden auch im ersten WM-Spiel in zehn Tagen gegen Australien erwartet wird. Der Stuttgarter Khedira war dabei der auffälligere der beiden, allerdings auch der mit der höheren Fehlerquote. Schweinsteiger machte so gut wie gar nichts falsch und schoss dabei auch noch zwei Tore, beide Male glänzte er als nervenstarker Vollstrecker beim Elfmeter, was noch unterstreicht, wie sehr der Münchner in seine neue Rolle als Verantwortungsträger hineingewachsen ist.

Bester Deutscher war wie schon am Samstag beim 3:0 gegen Ungarn Mesut Özil. Der Bremer glänzte als geschickter Einfädler im offensiven Mittelfeld, einmal legte er dem gleichfalls guten Kölner Lukas Podolski den Ball zum Lattenschuss auf, ein zweites Mal traf er selbst den Querbalken. In dieser Form führt am zuweilen launischen Özil kein Weg vorbei. Ohnehin dürfte Joachim Löw wenige Argumente finden, etwas zu ändern an der so drückend überlegenen Mannschaft. Einzig Miroslav Klose dürfte dem Bundestrainer nach wie vor Sorgen bereiten. Der Münchner Bankdrücker blieb auch im letzten WM-Test blass und wird der Mannschaft in dieser Form wenig helfen.

Einzig Miroslav Klose bereitet dem Bundestrainer nach wie vor Sorgen

In der Innenverteidigung blieben Per Mertesacker und Arne Friedrich fast fehlerlos und harmonierten prächtig mit ihren Kollegen auf den Außenbahnen, wobei überraschte, wie problemlos sich Holger Badstuber auf der rechten Seite in seinem zweiten Länderspiel einfügte. Der Münchner spielte so unaufgeregt, dass der Bundestrainer seinen neuen Kapitän Philipp Lahm guten Gewissens auf dessen Lieblingsposition als rechter Verteidiger aufbieten kann.

Für Lahm war es ein seltsames Spiel, das erste, in dem er von beginn an die Binde des Mannschaftskapitäns trug. Eine einzige Nachlässigkeit erlaubte er sich, es war allerdings eine folgenschwere, als er nach einer Viertelstunde den Ball aus dem Strafraum schlagen wollte, dabei den Wolfsburger Edin Dzeko traf. Von dessen Brust senkte sich der Ball über den überraschten Torhüter Manuel Neuer hinweg zur bosnischen Führung. Es war das einzige Signal, das die Bosnier sendeten, und es fügte sich in den Charakter des Spiels, dass es ausgerechnet Lahm war, der dem Spiel mit dem Ausgleichstor kurz nach der Pause die Wende ermöglichte. Vorausgegangen war ein schönes Tackling des für Klose eingewechselten Cacau. Lahm lief noch ein paar Schritte und schlug den Ball so beherzt ins Tor, wie er das vor vier Jahren im WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica getan hatte.

Cacau belebte das Spiel ebenso wie der für Podolski eingewechselte Marko Marin, der wie schon gegen Ungarn einen perfekten Joker gab und dessen Dribblings einen entkräfteten Gegner in den Wahnsinn treiben können. In Frankfurt provozierte der kleine Bremer schon mit seiner ersten Aktion ein Foul des Bosniers Sanel Jahic. Den fälligen Elfmeter verwandelte Schweinsteiger in der 73. Minute im zweiten Anlauf souverän zur Führung. Vier Minuten später gelang ihm das gleiche Kunststück, nachdem abermals Jahic Foul gespielt hatte, dieses Mal gegen den gleichfalls eingewechselten Thomas Müller.

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