zum Hauptinhalt
Der Schiedsrichter war aus Sicht der deutschen Spieler etwas übermotiviert.

© dpa

WM-Kommentar: Ohne Beulen geht es nicht

Fünf Tage nach dem rauschhaften 4:0 gegen Australien nun das 0:1 gegen Serbien. Das Spiel der ruhigen Hand beherrscht die Mannschaft noch nicht, meint Tagesspiegel-WM-Reporter Michael Rosentritt. Doch solche Schweinespiele lauern in jedem Turnier

Deutschland, wer bist du? Lena oder No Angels? Özil oder Linke? Welchen Fußball spielst du? Erfrischend und erfinderisch oder bräsig und verkniffen wie um die Jahrtausendwende, als „The Mirror“ in England dem deutschen Fußball eine Todesanzeige widmete?

Fünf Tage nach dem rauschhaften 4:0 gegen Australien nun das 0:1 gegen Serbien. Nun, das Spiel der ruhigen Hand beherrschen sie noch nicht, Jogis Jünger. Doch solche Spiele, auch Schweinespiele genannt, lauern in jedem Turnier und müssen gewonnen werden. Es sei denn, man nimmt Rückschläge wie den von gestern als das, was sie sind: Warnungen.

Es ist selten ein Team ohne Beule durch ein Turnier gekommen. Anleihen gibt es. Auch in der deutschen Historie. Als da wäre die peinliche 0:1-Niederlage der DFB-Auswahl 1974 gegen die DDR. Doch sie entpuppte sich als Schlüsselerlebnis für das Team von Helmut Schön.

Auch die jüngere deutsche Turniergeschichte zeigt, dass die zweiten Gruppenspiele ihre Tücken besitzen. Bei der WM 1998 folgte dem 2:0-Auftakt über die USA ein 2:2 gegen Jugoslawien. Vier Jahre später in Asien setzte es nach einem fulminanten 8:0 über Saudi-Arabien ein tristes 1:1 gegen Irland. Und man denke an die EM vor zwei Jahren. Nach dem tollen Auftaktsieg über Polen ging das Spiel gegen Kroatien 1:2 verloren. Anschließend hat das deutsche Team die Kurve gekriegt – wie so oft.

Passiert ist also noch gar nichts. Die junge deutsche Mannschaft, die so verführerisch spielen kann, ist ja nicht vorgeführt worden. Nur Mut. Ghana ist das erste Finale. Es muss gewonnen werden. Wenn es sein muss im Elfmeterschießen.

Dass Podolski einen Elfmeter verschossen hat, egal. Das letzte Mal, dass Deutschland bei einer WM einen Elfmeter aus dem Spiel heraus nicht verwandelt hat, war 1974. Uli Hoeneß verschoss damals gegen Polen. Welchen Ausgang die WM für die Deutschen nahm, ist bekannt.

Zur Startseite