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Ticket-Verkauf startet reibungslos - Kein Ansturm in Südafrika

© dpa

WM-Tickets: Lücken im Fanblock

Der Ticketverkauf für die WM in Südafrika lahmt. Auch vielen Deutschen sind die Reisepakete zu teuer. Aber vielleicht ist das ja auch nur für die Veranstalter schlimm, nicht für die deutschen Fans.

Wie der Ticketverkauf so läuft für die Fußball-WM? Ach, super, in den Büros des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt am Main sind sie entzückt. 200.000 verkaufte Eintrittskarten, das muss man sich mal vorstellen! "Die Resonanz ist überwältigend“, lässt Generalsekretär Wolfgang Niersbach wissen. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schickte eine Videobotschaft aus Berlin, um mitzuteilen: "Jeder soll dabei sein, wenn Königin Fußball die Welt regiert.“ Stopp. Wie bitte? Königin?

Fifa und Tickethändler werden langsam nervös

Der Vorverkauf für die Fußball-Weltmeisterschaft läuft in der Tat richtig gut, nur beziehen sich all die netten Worte auf das Turnier der Frauen im Jahr 2011 – die WM der Männer in diesem Sommer in Südafrika hingegen kann mit den schönen Zahlen nicht mithalten. Knapp 2000 Eintrittskarten wurden bisher für die deutschen Fankurve für die drei WM-Vorrundenspiele verkauft. Auch andere Ticketkontingente laufen schlecht, und zwar weltweit – weshalb der Weltverband Fifa und seine angeschlossenen Tickethändler langsam nervös werden.

Laut DFB stehen bisher 580 Anhänger gegen Australien am 13. Juni im Fanblock, 665 sind es im Spiel gegen Serbien fünf Tage später. Und im letzten WM-Vorrundenspiel gegen Ghana in Johannesburg (23. Juni) sind es auch nur knapp 700. So viele Fußballfans pilgern bei so manchem Bundesligisten gern schon mal zum Vormittagstraining.

Schon länger verweisen Fans auf die teuren Flugtickets und WM-Pauschalreisen. Für knapp 3000 Euro sind die WM-Pakete zu haben; so viel kostet der Wochentrip, mit Flug, Übernachtung und doch nur einer Eintrittskarte. So viel Geld kann und will nicht jeder mit seinen Kumpels zahlen. Zumal auch die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes wenig freundlich klingen: "Die Innenstädte von Johannesburg, Pretoria, Durban und Kapstadt sollten nach Geschäftsschluss gemieden werden“ – "Benutzen Sie nicht die Vorortzüge.“

Panik? Nicht beim DFB. Niemand dürfe sich wundern, wenn die große Reisewelle nicht so einsetze, als wenn die WM in Spanien, Italien oder England wäre, teilt Niersbach mit. Im deutschen Fancamp auf dem Uni-Campus in Pretoria wohnen bisher 300 Anhänger. Ein paar mehr werden es schon noch werden: Insgesamt gingen nach Angaben des Weltverbandes Fifa 25.000 Tickets nach Deutschland, verteilt auf alle 64 WM-Spiele. Am 9. Februar beginnt die nächste Verkaufsphase. Der DFB will dann auch die in Südafrika lebenden Deutschen und die dortigen Firmen mobilisieren.

Kaum Nachfrage für teure Logenplätze

Das Gleiche allerdings haben sich auch die Fifa und die von ihr beauftragte Ticketagentur Match vorgenommen, die die teuren Logenplätze losschlagen soll. Nach Angaben von Tickethändlern ist die Nachfrage für die sogenannten Hospitalitypakete mit Boxenplatz und Bewirtung gleichbleibend mau. Horst R. Schmidt, der von der Fifa nach Südafrika beorderte WM-Organisator von 2006, muss auf Nachfrage zugeben: "Der Markt ist bei weitem nicht so leistungsfähig wie vor vier Jahren.“ Nach seinen Angaben sind von den 220.000 vorhandenen Paketen erst etwas mehr als die Hälfte verkauft. Ein Wunder ist das nicht, schließlich gibt es auch noch genügend günstigere Karten. Die Veranstalter jagen nun Verkaufsphase auf Verkaufsphase, um eine Verknappung der Karten und damit neues Interesse auch an teuren Plätzen zu erreichen. „Alle Verkaufskanäle bleiben geöffnet“, kündigt Schmidt an. Die Preise senken wollen die Veranstalter allerdings nicht, wegen der Ungerechtigkeit gegenüber den bisherigen Käufern natürlich.

Offenbar haben die Tickethändler selbst den Markt in Südafrika falsch eingeschätzt. Das Interesse an Karten ist schon vorhanden, allerdings vor allen Dingen für welche in der günstigsten Kategorie. Diese muss die Fifa nun ausweiten, wie aus Verbandskreisen zu hören ist. Die teureren (und für die Veranstalter viel wichtigeren) Plätze werden dagegen kaum nachgefragt, außerdem zögern viele Südafrikaner auch, für viel Geld virtuelle Ticketgutscheine zu erwerben. Ab Mitte April sollen nun Ticketverkaufsstellen eingerichtet werden, an denen auch tatsächlich Tickets verkauft werden. Schmidt sagt: "Im Zweifel werden wir bis zum letzten Tag Tickets verkaufen.“

So viel Zeit bleibt den deutschen Fans nicht, zumal die Flüge knapp und daher oft überteuert sind. Aber vielleicht ist das ja auch nur für die Veranstalter schlimm, nicht für die deutschen Fans. Beim ersten WM-Spiel der Nationalmannschaft in Asien 2002 saßen ganze 540 deutsche Anhänger im Stadion. Gefeiert wurde trotzdem – vor allem in Deutschland.

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