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Nüscht los. So war es auf den Sportplätzen am Wochenende in Berlin aus.

© Britta Pedersen/dpa

Fußballer schlägt Schiedsrichter bewusstlos: Der Fußballbetrieb ist ein kaputtes System

In Hessen hat ein Fußballspieler den Unparteiischen wegen Gelb-Rot K.o. geschlagen. Der DFB kann nicht mehr von Einzelfällen sprechen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von David Joram

Der Schiedsrichter zückt Gelb-Rot, der bestrafte Fußballspieler revanchiert sich mit einem Faustschlag ins Gesicht des Unparteiischen. Es ist eine traurige Szene, die als Nachricht an diesem Montagmorgen die Sportredaktionen erreicht. Der Schiedsrichter, bewusstlos geschlagen von einem Spieler des FSV Münster (Landkreis Darmstadt-Dieburg), wird mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen, das Duell zwischen Münster und dem TV Semd abgebrochen.

Auf Twitter kursiert ein Video, das zeigt, wie der 28-Jährige Spieler den 22-jährigen Schiedsrichter niederstreckt. Es sollte auch dem letzten Funktionär beim Deutschen Fußball-Bund die Augen öffnen. Im Fußballstaate läuft etwas schief, Führung und Verantwortung wären in diesen Zeiten umso wichtiger. Vielleicht, man mag es kaum vorschlagen, auch tiefgreifende Konzepte.

Doch der DFB duckt sich weg, macht sich klein, delegiert die Krisen anstatt sie zu moderieren. Zur Erinnerung: Erst am Wochenende waren in Berlin rund 1500 Spiele abgesagt worden, weil die Schiedsrichter des Berliner Fußball-Verbandes streikten – gegen die zunehmende Gewalt auf den Sportplätzen.

Der DFB hatte auf Tagesspiegel-Anfrage so reagiert: „Der Spielbetrieb fällt in den Aufgaben- und Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Regional- und Landesverbände. Daher möchten wir Sie bitten, sich an den Berliner Fußball-Verband zu wenden.“

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Und nun? Könnte man sagen, es handele sich um einen Einzelfall, wieder Sache des hiesigen Verbands. Das wäre bequem, weil der DFB dann auf den nächsten Einzelfall warten und hoffen könnte, dass auch der nächste Schiedsrichter Glück im Unglück haben möge.

Oder, Möglichkeit zwei: Der Verband nimmt Geld in die Hand und investiert in nachhaltige Arbeit. Dabei geht es um mehr als nur Gewaltprävention, sondern das (schrumpfende) Vereinswesen an sich. Um eine Strategie, Führungskräfte für den Fußballbetrieb zu gewinnen, Trainer, Vorstände, Schiedsrichter, Männer wie Frauen. Es geht darum, ein kaputtes System zu reparieren, zu modernisieren.

Wie es um die Gewaltpräventionsmaßnahmen beim DFB steht, schreibt der Verband auf seiner Internetseite in drei Absätzen. Dort heißt es unter anderem: "Zur Saison 2014/15 erhielten rund 22.000 Fußballklubs jeweils vier Ordnerwesten für ihre Spiele." Und weiter: "Weitere Maßnahmen zur Gewaltprävention werden folgen." Fragt sich bloß, welche das sein werden und wann sie kommen.

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