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Trauriger Abend. Der Mönchengladbacher André Hahn musste vom Platz getragen werden.

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Update

Fußballprofi André Hahn schwer verletzt: Ein Foul von erstaunlicher Brutalität

Ein übler Tritt des Schalkers Johannes Geis überschattet Borussia Mönchengladbachs 3:1 gegen den FC Schalke 04.

Johannes Geis schickte zunächst einen Emissär vor, ehe er sich in Begleitung eines Bodyguards in den Kabinentrakt von Borussia Mönchengladbach begab. In beiden Fällen handelte es sich um Roman Neustädter, der als ehemaliger Gladbacher über die nötige Ortskenntnis verfügt. Der Fußballprofi des FC Schalke 04 hatte erst die Lage gecheckt, dann schritt er seinem Kollegen Geis voran, der auf dem Kragen seiner Trainingsjacke herumkaute. Nicht mal eine halbe Minute später kam Geis allein und mit hängendem Kopf zurück. Sein Opfer hatte er nicht mehr angetroffen, aber immerhin hatten ihm die Gladbacher dessen Telefonnummer ausgehändigt.

André Hahn war da längst im Krankenhaus. Eine Diagnose gab es am späten Sonntagabend: Hahn hat sich eine Fraktur des Schienbeinkopfes und einen Riss des Außenmeniskus im linken Knie zugezogen. Er wird am Montag operiert und lange ausfallen. Es war ein Foul von erstaunlicher Brutalität, das den gerade eingewechselten Hahn knapp zehn Minuten vor dem Abpfiff ins Krankenhaus befördert und dem Übeltäter eine berechtigte Rote Karte eingebracht hatte. Mit der offenen Sohle war Geis seinem Gegenspieler auf das Knie seines Standbeins gesprungen.

„Unsere Gedanken sind im Moment bei André"

„Das überschattet insgesamt alles“, sagte Borussias Trainer Andre Schubert nach dem 3:1 (1:1)-Erfolg seiner Mannschaft. Es war der fünfte Sieg im fünften Bundesligaspiel unter seiner Regie. Aber das interessierte nur am Rande. „Unsere Gedanken sind im Moment bei André“, sagte Schubert. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl rechnete mit dem Schlimmsten: „Er wird wahrscheinlich relativ lange keinen Fußball spielen können.“

Die Schalker plädierten hinterher für mildernde Umstände für den Delinquenten. Sie führten das untadelige Vorleben (erste Rote Karte) und seine günstige Sozialprognose ins Feld. Geis sei „ein ganz sauberer Junge“, sagte Trainer André Breitenreiter. „Er sitzt in der Kabine und ist selber völlig fertig.“ Manager Horst Heldt machte unglückliche Umstände geltend. Geis habe nur auf den Ball geschaut, sei zudem mit dem Standbein weggerutscht. Eine Wahrnehmung, für die man jedoch eine Menge Fantasie benötigte. Und Ralf Fährmann berichtete: „Geisi ist mit einer der liebsten Spieler.“ Rot hielt Schalkes Torhüter für übertrieben – allerdings hatte er zum Zeitpunkt dieser Aussage auch noch keine Fernsehbilder gesehen.

Die Schalker fühlten sich vom Schiedsrichter benachteiligt

Geis selbst protestierte trotz deutlich besserer Sicht ebenfalls erst einmal beim Schiedsrichter. Aber von Wolfgang Stark fühlten sich die Schalker ohnehin benachteiligt, weil der sie in der ersten Hälfte mit einem Elfmeter bestraft hatte, den Lars Stindl im Nachfassen per Kopf zum 1:0 genutzt hatte. Auch später, beim Zweikampf zwischen Joel Matip und Ibrahima Traoré kurz vor dem Strafraum, hatten die Schalker anders als der Schiedsrichter kein Foul erkennen können. Den demnach zu Unrecht verhängten Freistoß schlenzte Raffael zum 2:1 ins Eck und beendete damit die beste Phase der Gäste, die durch ein Eigentor des Gladbachers Andreas Christensen zum 1:1 gekommen waren. Julian Korb traf noch zum 3:1-Endstand.

Hitzig könnte es schon am Mittwoch wieder werden, wenn beide Teams im Pokal erneut aufeinandertreffen. André Hahn wird dann nicht dabei sein. Johannes Geis schon. Seine Sperre gilt nur für die Bundesliga.

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