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G 14: Die harmonisierte Großfamilie

Die Fußballverbände Fifa, Uefa und Vertreter einiger Spitzenvereine verständigen sich auf die Auflösung der einflussreichen G 14.

Berlin - Die Einmütigkeit, mit der Verantwortungsträger des Weltfußballverbands Fifa, des europäischen Verbands Uefa und europäischer Spitzenklubs in Zürich eine gemeinsame Absichtserklärung zur Auflösung der G 14 beschlossen haben, ist erstaunlich. „Ein gewaltiger Schritt für den Fußball“, nannte das Fifa-Präsident Joseph Blatter, sein Amtskollege von der Uefa, Michel Platini, sprach von einem „Schritt ganz im Sinne der europäischen Klubs“, und für den Präsidenten des FC Barcelona, Joan Laporta, war es sogar ein „Sieg für alle“.

Bis vor kurzem standen sich die mächtige Lobby der finanzstärksten europäischen Vereine und die offiziellen Fußball-Organisationen noch unversöhnlich gegenüber. Die im Jahr 2000 ins Leben gerufene G 14, die zwei Jahre nach ihrer Gründung auf 18 Mitglieder aufgestockt wurde und der die Bundesligisten FC Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen angehören, hatte in der jüngeren Vergangenheit eine Reihe von Klagen gegen Uefa und Fifa angestrengt. Dabei ging es vor allem um Entschädigungen für Abstellungen und Verletzungen von Vereinsspielern bei Welt- und Europameisterschaften und deren Qualifikationen. Schlagzeilen machte die G 14 auch durch Forderungen nach einer geschlossenen Champions League, was einer europäischen Spitzenliga gleichgekommen wäre. Dafür wurde die G 14 nicht nur von den internationalen Fußballverbänden, sondern auch von zahlreichen anderen Vereinen kritisiert.

Der jetzt erzielte Kompromiss ist tatsächlich dazu angetan, von allen Seiten als Sieg interpretiert werden zu können. Uefa und Fifa verpflichten sich, künftig die geforderten Entschädigungen für EM- und WM-Abstellungen zu zahlen, und erfüllen eine langjährige Forderung der Klubs. Demnach erhält jeder Verein von der Uefa in Zukunft rund 4000 Euro pro Spieler und Tag. Die Fifa beziffert ihre Investition in Klubentschädigungen für die nächsten beiden Weltmeisterschaften auf 110 Millionen Euro. Außerdem sollen Doppelspieltage der Nationalmannschaften künftig samstags und dienstags (früher mittwochs) ausgetragen werden, wodurch die Erholungszeit bis zum nächsten Vereinsspieltag größer wird. Die Vereine verzichten ihrerseits auf laufende Klagen und stimmen der Auflösung der ungeliebten G 14 zu. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, beurteilt die Einigung als eine „Harmonisierung der europäischen Fußballfamilie“. Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Leverkusen, sieht die Ziele, „direkt in Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden“, als erfüllt an. Die neue europäische Klubvereinigung ECA, auf deren Gründung sich Klubs und Verbände ebenfalls verständigten, wird 103 Vereine umfassen und dabei alle 53 Uefa-Mitgliedsverbände vertreten. Blatter freut sich, dass die Vereine „als Nährboden und Fundament des Fußballs endlich Teil der Fußballpyramide“ würden. Inwieweit die Spitzenklubs in Zukunft auf die Interessen der anderen wirklich Rücksicht nehmen, kann er noch nicht wissen.

Benjamin Weissinger

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