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Sport: Gabor Kiraly: Als Held fühlt sich der Torwart nicht

Gestern war die Freude längst vergessen. "Ich hätte dafür sorgen müssen, dass wir zu Null spielen", sagt Gabor Kiraly.

Gestern war die Freude längst vergessen. "Ich hätte dafür sorgen müssen, dass wir zu Null spielen", sagt Gabor Kiraly. So ist er, der Ungar. Selbst beim Training kann er schon mal einen Wutschrei von sich geben, wenn ihm ein haltbarer Ball ins Netz durchrutscht. Diesmal ärgerte ihn das Kopfballtor von Ulf Kirsten. Das hatte im Endeffekt keine Bedeutung, Kiraly ärgerte es dennoch auch gestern noch. Dass er mit einem gehaltenen Elfmeter Hertha BSC ins Endspiel des Fußball-Ligapokals verhalf und damit der Held von Dessau war, wollte er nicht groß kommentieren. Auch nicht, dass er selbst zuvor im Stile eines Hans-Jörg Butt einen Strafstoß souverän verwandelte.

Ein wenig verwunderte schon, dass Kiraly überhaupt den Elfmeter schießen durfte. Schließlich ist er zwar als exzellenter Torhüter (mit gelegentlichen Aussetzern) bekannt, aber weniger als Fußballer. "Manchmal", sagt sein Trainer, "steht er beim Schuss falsch zum Ball, so dass der nicht da hinkommt, wo er hinkommen müsste." Dennoch bestimmte Jürgen Röber seinen Schlussmann als Schützen, wenn auch als letzten der fünf. Nach solchen treffsicheren Fußballern wie Preetz, Beinlich und Deisler. Kiraly enttäuschte Röber nicht.

Schon gar nicht beim entscheidenden Elfmeter, diesmal auf der Linie. "Ich habe einen Moment gewartet und mich dann für eine Ecke entschieden. Zum Glück war es die richtige", kommentierte Kiraly, nachdem er dem Reservisten Torben Hoffmann die Schau gestohlen und Bayer Leverkusen den Weg ins Finale versperrt hatte. Es spricht für Kiraly, dass er auch bei den vier anderen Strafstößen die richtige Ecke ahnte und, wie er nicht ohne Stolz sagt, "ich zwei Mal den Ball sogar berührt habe".

Kein Wunder, dass seine Mannschaftskameraden ihn nach dem Abpfiff anerkennend auf die Schulter schlugen. Es gab ja sonst auch nicht viel zu feiern. Zu niveauarm war das Spiel. Wäre es beim 0:1 geblieben, dann hätten es die Herthaner und die nun wahrlich nicht verwöhnten Zuschauer im Paul-Greifzu-Stadion (unter ihnen als DFB-Beobachter der neue Völler-Asstistent Michael Skibbe) schnell abgehakt. Das Elfmeterschießen versöhnte sie ein wenig für die zuvor erlittene Langeweile.

Auch Röber musste zugeben, kein "sonderlich attraktives Spiel" gesehen zu haben. Man habe sich gegenseitig schon im Spielaufbau gestört, die Taktik habe das Geschehen bestimmt. Dass Hertha nach der Pause wiederholt in arge Verlegenheit geriet, nahm Röber nicht tragisch: "Wir mussten doch nach dem Rückstand aufmachen. Da läuft man schon mal in den einen oder anderen Konter." Ein Glück, dass er sich auf Kiraly verlassen konnte. Und auf das Unvermögen der Leverkusener Stürmer.

Apropos Stürmer: Da könnte Hertha morgen im Finale einige Probleme bekommen. Alex Alves ist nach seinem Feldverweis weiterhin gesperrt, hinter Michael Preetz steht ein großes Fragezeichen. Preetz, der mit seinem späten Tor noch das Elfmeterschießen erzwang, musste sich gestern mit einer schmerzhaften Knieprellung in ärztliche Behandlung begeben. "Es sieht für Dienstag nicht gut aus", kommentierte Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher. Angeschlagen ist auch René Tretschok. Stürmer Piotr Reiss verschlief im Übrigen gestern das Training auf dem Maifeld. Als seine Mannschaftskameraden längst auf dem Heimweg waren, lief er Röber in die Arme. Zur Strafe musste er mit dem noch anwesenden Trainer Runden drehen. Eine Geldstrafe bleibt dem Polen auch nicht erspart.

Nun steht Hertha BSC, im Vorjahr erstmals dabei und gleich in der Vorrunde in Jena an Borussia Dortmund mit einer 1:2-Niederlage gescheitert, im Endspiel des Ligapokals. Der Gegner wurde im anderen Vorschlussrundenspiel zwischen dem dreimaligen Cupgewinner FC Bayern München und dem 1. FC Kaiserslautern ermittelt. Das Spiel war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet.

Klaus Rocca

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