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Sport: Ganz bei Trost

Mexiko scheidet nach einem leidenschaftlichen Spiel aus – Trainer La Volpe sieht das Land auf dem Weg zur Fußball-Macht

Ricardo La Volpe hatte nach dem Ende der drei Vorrundenspiele noch nie das Spielfeld betreten. Weder um seinen Spielern zu gratulieren und auch nicht, um das eine oder andere Wort an sie zu richten. Der Trainer Mexikos macht die Dinge lieber zuerst mit sich aus, irgendwelche Gefühle nach außen zu tragen, ist seine Sache nicht. Am Samstagabend aber war ihm nicht danach, alleine in seiner abgesperrten Trainerzone zu verharren. Gerade hatten die Mexikaner ein leidenschaftlich geführtes Spiel unglücklich verloren und die historische Chance verpasst, erstmals außerhalb der Heimat in ein WM-Viertelfinale einzuziehen. 1:2 (1:1, 1:1) hieß es nach 120 langen Minuten. Wie üblich bevorzugte La Volpe zunächst die sichere Einsamkeit am Rande, dann ging er langsam hinaus zum Mittelkreis zu seinen Spielern und gab ihnen die Hand. Vielleicht war sogar er es, der mehr Trost brauchte als alle anderen.

Wie oft schon hatte die mexikanische Presse ihn kritisiert und seine vielen Änderungen in der Mannschaft von Spiel zu Spiel beanstandet. Auch gestern kurz vor dem Anpfiff hatte die mexikanische Fußball-Legende Hugo Sanchez bei seiner Ankunft im Stadion die Leistungsfähigkeit der Mexikaner bezweifelt und zwar, „weil der Trainer mit seinen ständigen Wechseln die Spieler verunsichert“.

Das Spiel gegen Argentinien sollte aus La Volpes Sicht endgültig alle Kritiker zum Schweigen bringen. Noch einmal hatte er die Mannschaft gehörig durcheinander gewirbelt und mit Guardado sogar einen Mann gebracht, der in der Vorrunde nicht eine einzige Minute gespielt hatte. Lange Zeit hatte man das Gefühl, als ob die Mexikaner ihr mit Abstand bestes Spiel der WM doch noch siegreich abschließen können würden. Über weite Strecken hatten sie das Spiel dominiert und sich viel mehr Torchancen erarbeitet als ihre favorisierten Gegner. Die schnelle Führung in der fünften Minute verlieh zusätzliches Selbstvertrauen, das selbst unter dem schnellen Ausgleich der Argentinier nicht litt.

Argentiniens Trainer José Pekerman sprach nach dem Spiel zwar davon, dass er dieses hohe Niveau der Mexikaner erwartet habe, weil es immer hart sei, gegen sie zu spielen. Und er fügte hinzu: „Wir haben gegen einen sehr wichtigen Gegner gewonnen.“ Aber man wusste nicht so genau, ob diese Sätze diplomatischer Etikette geschuldet oder ehrlich gemeint waren. La Volpe jedenfalls hatte einiges gewagt und sogar drei Spitzen aufgeboten, die der argentinischen Innenverteidigung im bisherigen Turnierverlauf die größte Mühe bereiteten.

Am Ende standen die Mexikaner mit leeren Händen da, auf der Tribüne tröstete ein kleiner Junge seinen weinenden Vater, und La Volpe betonte, dass sein Vertrag mit dem Verband auch just in diesen Minuten ausliefe. Ob es eine weitere Zusammenarbeit geben werde, sei offen. Allerdings betonte der Argentinier immer wieder, dass es wichtig sei, die bisherige Arbeit fortzusetzen. „Mexiko ist nicht irgendwer im Fußball“, sagte La Volpe. „Jetzt sind wir auf dem Weg, eine Fußball-Macht zu werden.“ Ob er diesen Weg begleiten will, verriet er nicht.

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