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Christian Ehrhoff, 28, erzielte in der abgelaufenen Saison 14 Tore und gab 36 Vorlagen für die Vancouver Canucks. Der deutsche Nationalspieler (im Foto rechts) zählt zu den Leistungsträgern des kanadischen Teams. Vancouver ist Titelfavorit in der NHL. Foto: AFP

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Sport: „Ganz Kanada drückt uns die Daumen“ Christian Ehrhoff über die Play-offs in der NHL

Herr Ehrhoff, können Sie noch ruhig schlafen?Ja, da gibt es keine Probleme.

Herr Ehrhoff, können Sie noch ruhig schlafen?

Ja, da gibt es keine Probleme. Warum fragen Sie?

Heute Nacht deutscher Zeit beginnen in der National Hockey League (NHL) die Play-offs. Sie gelten als bester deutscher Eishockeyspieler und mit den Vancouver Canucks als Favorit auf den Gewinn des Stanley-Cups. Verspüren Sie Druck?

Eine gewisse Anspannung ist da, aber Druck ist das falsche Wort. Vielmehr spüre ich große Motivation und Lust. Das gilt nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft. Die Meisterschaft ist unser großes Ziel, wir wollen den Cup.

Es gibt Experten, die meinen, dass es nie leichter als in diesem Jahr war für Vancouver, den Cup zu gewinnen.

Warum soll das so sein?

Weil hinter vielen anderen Titelanwärtern eine problematische Saison liegt. Pittsburgh muss in den Play-offs vermutlich auf seine verletzten Stars Jewgeni Malkin und Sidney Crosby verzichten. Alexander Owetschkin spielte in Washington seine bisher schlechteste NHL-Saison.

Aber dafür haben sich andere Teams in die Favoritenrolle gespielt. Boston mit Dennis Seidenberg zum Beispiel oder Philadelphia. Die waren bereits in der vergangenen Saison im Endspiel und wollen nun den letzten Schritt machen. Ich denke, Boston und Philadelphia sind aus dem Osten unsere größten Konkurrenten. Im Westen sehe ich neben uns Detroit und mein Ex-Team San Jose ganz vorn.

In der Western Conference dominierten Sie mit Ihrer Mannschaft und stellten mit 117 Punkten einen Vereinsrekord auf.

Das hat nichts zu bedeuten. Vorrunde und Play-offs sind zwei völlig verschiedene Sachen. Wenn man nicht aufpasst, ist man ganz schnell draußen. Ich habe das während meiner Zeit in San Jose erlebt. Wir beendeten damals die Vorrunde auch als bestes Team und schieden dann in den Play-offs gleich in der ersten Runde aus.

Sie treffen mit Vancouver in der ersten Runde auf den amtierenden Meister, die Chicago Blackhawks. In den vergangenen zwei Jahren ist Ihr Klub jeweils gegen Chicago ausgeschieden. Hätten Sie zum Auftakt gern gegen ein anderes Team gespielt?

Nein, wenn man Meister werden will, muss man in der Lage sein, alle Teams zu schlagen. Da ist es egal, ob der Gegner Chicago, Detroit oder San Jose heißt. So sind wir gleich zu Beginn gefordert.

Sie konnten in der abgelaufenen Saison Ihre Zahlen aus dem vergangenen Jahr noch mal verbessern. 50 Scorerpunkte erreichte noch nie ein deutscher NHL-Verteidiger. Bedeutet Ihnen der Rekord etwas?

Am wichtigsten war für mich, dass ich meine Leistungen aus dem Vorjahr bestätigen konnte. Konstant gute Leistungen zu bringen, ist das Wichtigste in der NHL. Dass ich dazu als Torschütze und Vorlagengeber in Erscheinung treten konnte, ist ein schöner Nebeneffekt.

Das letzte Mal gewann mit den Montreal Canadiens 1993 eine kanadische Mannschaft den Stanley-Cup. Spüren Sie vor den Play-offs eine besondere landesweite Unterstützung für Ihr Team?

Ja, ganz Kanada hofft natürlich, dass diese Serie möglichst in diesem Jahr zu Ende geht. Neben uns haben es aus Kanada nur die Canadiens in die Play-offs geschafft. Alle anderen sind schon ausgeschieden. Die ganzen Sympathien sind nun auf diese zwei Teams verteilt.

Das Gespräch führte Sebastian Stier.

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