zum Hauptinhalt

Sport: Ganz oder gar nicht

Michael Rosentritt über die Klitschkos in Amerika Muhammad Ali ist krank, Mike Tyson hat seinen Biss im Gefängnis verloren, und George Foreman hat ein paar Hamburger zu viel gegessen. Amerika hat schon lange keine Boxer mehr, die den Titel aller Titel gewinnen können.

Michael Rosentritt über

die Klitschkos in Amerika

Muhammad Ali ist krank, Mike Tyson hat seinen Biss im Gefängnis verloren, und George Foreman hat ein paar Hamburger zu viel gegessen. Amerika hat schon lange keine Boxer mehr, die den Titel aller Titel gewinnen können. Lennox Lewis, der weltweit beste Schwergewichtler, ist Brite und wird es bleiben, bis er abtritt. Die Zukunft gehört den Klitschkos, den Adoptivsöhnen des deutschen Boxens. Um den Jackpot aber zu leeren, müssen sie nach Amerika gehen – und zwar ganz. „Sie müssen von der Mentalität mehr wie Amerikaner werden“, fordert der Direktor des PayTV-Senders HBO. Der Besuch der Klitschkos bei UNO-Generalsekretär Kofi Annan wurde kurzfristig abgesagt, dafür traten die beiden Ukrainer bei ABC in der Fernsehshow „Regis & Kelly“ auf.

So weit, so gut.

Bisher haben die Kolosse aus Kiew so ziemlich alles richtig gemacht in ihrem jungen Leben. Sie sind vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen und Profis geworden. In Hamburg fanden sie in Fritz Sdunek einen Fachmann als Trainer und in Klaus-Peter Kohl einen findigen Manager und Promoter. Sie lernten die deutsche Sprache, promovierten zwischenzeitlich und ließen sich im Ring kaum treffen. Bei derart detaillierter Planung ist es nur logisch, dass Witalis Kinder in den USA zur Welt kamen. Sie besitzen damit automatisch die US-Staatsbürgerschaft. Und diese garantiert auch den Eltern ein lebenslanges Arbeitsrecht in den USA.

Auch so weit ist alles nachvollziehbar.

Gestern aber hat Witali Klitschko gesagt: „Für mich ist es keine große Ehre, gegen Lennox Lewis zu boxen, für mich ist es eine Ehre, ihn zu schlagen.“ Warum wird ein so bescheidener Mensch auf einmal zum Maulhelden? Nur weil es die Haudraufs wie Tyson so machen, weil Amerika so etwas hören will? Man kann sich auf die Welt, die man erobern will, einstellen. Man kann auch ein bisschen so tun als ob. Das hart gesprochene „R“ wird immer zu den Klitschkos gehören, das Ballyhoo nicht. Also, geht nach Amerika, Witali und Wladimir! Aber immer schön die Deckung hoch.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false