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Ballnacht mit Tiefen und Höhen. Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler (Zweiter von rechts) versucht, den Überblick zu behalten. Foto: dapd

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Sport: Ganz schick, aber torlos

Hannover 96 spielt in der Europa League nur 0:0 gegen Standard Lüttich

Von Christian Otto

Fußball unter Flutlicht, Heimspiele am Donnerstag, sechs Schiedsrichter für nur eine Partie: Für Hannover 96, diesen frechen Emporkömmling des deutschen Fußballs, ist die Europa League ein neues Umfeld, das noch genauer erkundet werden will. Im gestrigen Heimspiel gegen Standard Lüttich kamen die Niedersachsen trotz einer beachtlichen Leistung nicht über ein 0:0 hinaus.

„Ich warne vor Euphorie. Dieses Jahr wird in unserer Weiterentwicklung ein ganz wichtiges“, sagte 96-Präsident Martin Kind und versuchte, das Team vor überhöhten Erwartungen zu bewahren. Hannover hatte die besseren Chancen, bestimmte das Spiel, zeigte aber wenig Überraschendes. „Die doppelte Belastung durch die Europa League ist eine Umstellung für uns. Wir sind das nicht gewohnt“, sagte Mittelfeldspieler Sergio Pinto.

Aus dem bundesweiten Blickwinkel betrachtet ist die Europa League keine ganz große Geschichte. Aus hannoverscher Sicht aber, wo die Fans 19 Jahre lange auf internationale Auftritte ihrer Mannschaft warten mussten, sind die sechs Gruppenspiele eine herrliche Bühne für Euphorie und neues Selbstbewusstsein. „Wir wollen mehr dieser Abende“, hatte Sportdirektor Jörg Schmadtke mutig verkündet, nachdem die Niedersachsen in zwei Play-off-Spielen bereits den spanischen Spitzenklub FC Sevilla ausgeschaltet hatten. Mit dem zehnfachen belgischen Meister Standard Lüttich gab es gestern eine mittelschwere Aufgabe auf dem Weg nach oben. Und Hannover 96 stellte tapfer unter Beweis, dass die Mannschaft in der vergangenen Saison nicht ganz zufällig Tabellenvierter geworden ist. Ein sehenswerter Lupfer von Jan Schlaudraff, der in der 41. Spielminute an der Latte gelandet und die beste Torchance der ersten Halbzeit war, ließ erahnen, dass dieses Ensemble überhaupt keine Lust hat, nur mitzuspielen. „Ein Punkt ist okay. Aber der Sieg war möglich. Und das ist ärgerlich“, sagte Schlaudraff.

Fußballabende wie der gestrige gegen Lüttich, den 43 540 Zuschauer im Stadion miterleben wollten, kommen wie eine eine Art Belastungstest für den Alltag in der Bundesliga daher. Nach vier sieglosen Spielen in Folge war es vor allem die Aufgabe von Trainer Mirko Slomka, die Anforderungen und Belastungen geschickt zu dosieren.

Torjäger Mohammed Abdellaoue, dessen Einsatz auf Grund von Beschwerden an den Adduktoren lange Zeit gefährdet war, konnte den erhöhten Anstrengungen zwischen Europa League, Bundesliga und norwegischer Nationalmannschaft nur 45 Minuten gerecht werden und musste dann gegen Didier Ya Konan ausgetauscht werden. Für mehr Torgefahr sorgte das aber auch nicht. Denn die solide aufspielenden Belgier um Kapitän Jelle van Damme ließen sich nicht aus der Reserve locken. Bei einem Gastspiel in Hannover wenig zu riskieren und sich auf einen fehlerlosen Auftritt zu beschränken, bleibt eine schlaue Taktik, mit der sich auch die 2500 mitgereisten Fans trotz der wenigen guten Gelegenheiten für Standard anfreunden konnten.

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