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Sport: Gas und Honig

Mathias Klappenbach über die Zukunft des russischen Fußballs

Die Spieler von Zenit St. Petersburg haben sich bereits sehr gefreut, bevor sie den Uefa-Cup gewonnen haben. Über die guten Rasenplätze, auf denen sie in Leverkusen und München spielen durften. Die Russen zeigten dabei nicht einmal die gesunde Arroganz eines kommenden Siegers, sondern die sympathische Bescheidenheit eines funktionierenden Kollektivs, in dem es jedem Freude bereitet, die ihm zugeteilte Aufgabe gut zu erfüllen. Die Russen kann man deshalb zu ihnen sagen, weil in St. Petersburg vor allem Russen spielen. Gut ausgebildete, technisch versierte Fußballer, die alle mit rechts und links schießen können. Außer dem Nürnberger Iwan Sajenko sind alle Nationalspieler in der Heimat beschäftigt, wo sie gut verdienen.

Zenits bester Mann ist allerdings ein Ukrainer, Anatoli Timoschtschuk, und hat 15 Millionen Euro gekostet. Kein Problem, wenn der Hauptsponsor Gasprom heißt. In Russlands Fußball steckt sehr viel Geld, und allein in Moskau werden derzeit fünf Fußballstadien neu gebaut, rekonstruiert oder geplant. Es ist aber nicht so, dass sie zu klein wären. Das riesige Luschniki-Stadion, in dem Spartak spielt, wird nur in der nächsten Woche einmal voll sein – beim Finale der Champions League. Sonst kommen selten mehr als 20 000 Fans, um die vielen russischen Spieler und wenigen Ausländer zu sehen. Die können zwar vergleichsweise viel verdienen, die besten machen aber nach wie vor einen Bogen um Russland. Die Frage ist, wie lange noch. Prominente Spieler der letzten Zeit aus dem Ausland heißen Savo Milosevic, Martin Stranzl oder Malik Fathi. Doch mit der Infrastruktur wächst die Attraktivität auch für größere Namen, ein paar Jahre in Russland zu arbeiten.

Russland erwacht auch im Fußball. Etwas später als auf anderen Gebieten, aber wahrscheinlich ebenso unaufhaltsam.

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