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Sport: Gastspiel im Land der Stars

Ein Malaysier stürmt für den Berliner Hockey-Club in der Bundesliga

Berlin - Wenn Friedel Stupp die Stärken seines neuen Stürmers beschreibt, gerät er ins Rotieren. Der Trainer des Hockey-Erstligisten Berliner HC hält einen imaginären Hockeyschläger in der Hand, dreht sich für seine Verhältnisse schnell zweimal um die eigene Achse und sagt: „Es ist ziemlich interessant, wie der Raju Hockey spielt.“ Andere Bewegungsabläufe, fixe Körpertäuschungen, lange Dribblings und schnelle Schüsse – das alles hat der neue BHC-Stürmer Selvaraju Sandrakasi, genannt Raju, aus Malaysia mitgebracht. Dazu noch eine Portion Kreativität, auf die sich Trainer und Mitspieler erst einstellen mussten.

Am vergangenen Wochenende hat das schon ganz gut geklappt: Sandrakasi erzielte in Krefeld das erste Saisontor des BHC. „Ich war unheimlich stolz, dass ich das erste Tor gemacht habe“, sagt Sandrakasi. Das Spiel verloren die Berliner allerdings mit 2:3. Weil es auch im zweiten Spiel gegen Rot-Weiss Köln eine Niederlage gab, fand sich der BHC nach zwei Spieltagen mit null Punkten am Tabellenende der Bundesliga wieder. Wenn es nach Sandrakasi geht, soll es anders laufen, wenn der BHC auf dem Hockeyplatz an der Zehlendorfer Wilskistraße heute auf Neuss trifft (15 Uhr) und morgen gegen Mülheim spielt (13 Uhr). „Wir sind besser, als wir bisher gezeigt haben“, sagt der Stürmer.

Vor zwei Monaten ist Sandrakasi nach Berlin gekommen. Wie so oft im Hockey war es eine private Initiative, über die der 23-Jährige nach Deutschland fand: Kevin Lim, jetzt einer seiner Mitspieler beim BHC, rief im Sommer einfach an und fragte, ob der Malaysier nicht Lust hätte, bis zur Winterpause für den BHC zu spielen. Der musste nicht lang überlegen. In Malaysia ist Hockey eine der beliebtesten Sportarten. Als Nationalspieler ist Sandrakasi in seiner Heimat relativ bekannt. Aber die deutschen Nationalspieler, amtierende Weltmeister und Olympiasieger, würden in Malaysia verehrt wie anderswo „Fußballstars wie Ronaldinho“, sagt Sandrakasi. „Es ist eine große Ehre für mich, hier zu spielen.“ Für insgesamt acht Spiele ist Sandrakasi nun in Berlin, um sein Hockey zu verbessern und den BHC zu unterstützen.

Und Trainer Stupp ist begeistert, wie sich der Malaysier in die Mannschaft eingebracht hat. Er sei ins Team integriert und zeige keine Eitelkeiten, sagt Stupp. „Er ist ein lieber und entspannter Zeitgenosse.“ Auch den mitunter herben Humor seiner deutschen Mitspieler stecke Sandrakasi mit einem Lächeln weg – natürlich auch, weil er nicht immer alles versteht. Bis auf einige Befehle wie „raus“, „nach links“, „nach rechts“ oder „von hinten“ spricht er kein Deutsch. Damit er in Mannschaftssitzungen mitkommt, sitzt immer ein Spieler neben ihm, der Stupps Ansprachen ins Englische übersetzt. Vier-Augen-Gespräche führt der Trainer mit dem Stürmer ebenfalls auf Englisch und „mit Händen und Füßen“, wie Stupp sagt.

Das Verständnis ist immerhin so weit gediehen, dass Sandrakasi weiß, was sich der Trainer für das Wochenende wünscht. „Wir brauchen sechs Punkte und werden sie holen“, sagt Stupp. Der Stürmer formuliert es zurückhaltender, aber im Kern gleich: „Ich hoffe, dass wir zwei Mal gewinnen werden.“

Martin Gropp

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