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Erst ein Autounfall, dann auch noch die Staatsanwaltschaft am Hals. Für Felix Neureuther läuft es kurz vor Olympia gar nicht gut.

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Update

Gebremst von der Leitplanke: Ermittlungen gegen Olympia-Hoffnung Felix Neureuther

Skirennfahrer Felix Neureuther zieht sich bei einem rätselhaften Autounfall ein Schleudertrauma zu. Die Polizei ermittelt wegen Verdacht auf Unfallflucht, doch in Sotschi kann der Slalomspezialist starten.

Felix Neureuthers Traum von Gold bei den Olympischen Winterspielen hätte fast am Freitagmorgen an einer Leitplanke ein Ende gefunden. Genauer, zwischen fünf und sechs Uhr am Autobahndreieck Starnberg auf der A95 zwischen Garmisch-Partenkirchen und München. An diesem Morgen ist Felix Neureuther mit seiner Freundin, der verletzten Biathletin Miriam Gössner, in seinem Auto auf dem Weg zum Münchner Flughafen. Von dort soll es nach Sotschi gehen. Felix Neureuther sitzt am Steuer. So hat er es der Polizei erzählt.

Plötzlich verliert er die Kontrolle über seinen Wagen, touchiert die Leitplanke. Für die Region München hatte der Deutsche Wetterdienst eine Blitzeiswarnung herausgegeben. Miriam Gössner wird später der Polizei erzählen, ein solches Blitzeis habe den Unfall verursacht. Fest steht nur: für Felix Neureuther ging es am Freitag nicht nach Sotschi, sondern zum prominenten Sportarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Der stellte zunächst eine Zerrung des Bandapparates im Nackenbereich und ein Schleudertrauma fest, die ersten Untersuchungen in München ergaben keinen Hinweis auf Verletzungen der Knochen. „Es geht mir den Umständen entsprechend gut“, ließ Felix Neureuther über den Deutschen Skiverband mitteilen. Doch der 29 Jahre alte Sohn der Skirennfahrer Rosi Mittermaier und Christian Neureuther hat trotzdem ein Problem: Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen des Verdachts auf Unfallflucht.

Im Slalom zählt Neureuther zu den großen Medaillenfavoriten

Seinen Flug hat Felix Neureuther verpasst, er sollte nun am Samstag fliegen. Für seinen Start am Mittwoch im Riesenslalom und am 23. Februar im Slalom sah es am Freitag gut aus. „Es ist Gott sei Dank alles gut ausgegangen“, sagte Felix Neureuther. Auch der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier erklärte: „Wir sind relativ optimistisch.“ Allerdings könne man die Auswirkungen eines Schleudertraumas erst einige Tage später feststellen. Psychologisch will der Alpindirektor den Unfall nicht als problematisch werten, im Gegenteil: „Felix fährt immer gute Rennen, wenn eine Vorgeschichte da ist.“

Felix Neureuther ist neben Maria Höfl-Riesch der größte Star im deutschen Alpin-Skiteam. Im Slalom zählt er neben dem Österreicher Marcel Hirscher zu den großen Medaillenfavoriten, im Riesenslalom besitzt er Außenseiterchancen. In dieser Saison erzielte er bislang außergewöhnlich gute Ergebnisse, mit den Plätzen drei, eins und zwei in den letzten drei Slalom-Weltcups strahlte er ungewohnte Konstanz aus. In Adelboden gelang ihm überraschend sein erster Sieg im Riesenslalom. Auf das letzte Weltcuprennen verzichtete Felix Neureuther wegen Rückenproblemen. „Ich will eine schmerzfreie Vorbereitung auf Olympia, damit ich zu 100 Prozent fit bin“, sagte er. Der Unfall könnte ihm nun einen Strich durch diese Rechnung gemacht haben.

An der Leitplanke entstand ein Schaden von 500 Euro

Nach Sotschi könnte noch eine Unannehmlichkeit auf ihn warten. „Es ist eine Meldung gemacht worden“, sagt Stefan Sonntag, Sprecher der Polizei in Rosenheim, dem Tagesspiegel. Möglicherweise zu spät. „Derzeit prüfen wir, wie lange Unfall und Meldung auseinander lagen“. Immer wenn Personen verletzt werden, aber auch ab einem Sachschaden von mehr als 50 Euro gilt das Entfernen vom Unfallort als Straftat. An der Leitplanke entstand ein Schaden von 500 Euro. „Die Ermittlungen sind daher unvermeidlich“, sagt Sonntag fast etwas bedauernd. „Natürlich sind wir froh, dass es ihm gut geht und hoffen, dass er in Sotschi vielleicht Gold holt“. Je nachdem was die Ermittlungen ergeben könnte ihm ein bis zu vierstelliges Bußgeld und fünf bis sieben Punkte in der Verkehrssünderkartei drohen. Möglich wäre auch ein Fahrverbot. Das Gott sei Dank nicht für die Piste gilt. (mit dpa)

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