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Sport: Gedemütigt

Stuttgart verliert gegen die Bayern 1:3 und vergibt auch die letzte Chance auf die Champions League

Der Abgang der gestrauchelten Schwaben wirkte so lethargisch wie ihr Spiel zuvor. Mit leeren Gesichtern trotteten sie vom Rasen. Die Blicke starr geradeaus gerichtet, zu keiner Regung mehr fähig. Pfiffe prasselten auf sie herab, als sie den Kabinengang in der Mitte der Haupttribüne erreicht hatten. Es gab ein paar „Sammer raus“-Rufe, alles zaghaft, keine Aufstände der erbosten Kundschaft. Sie hatten sich vorführen lassen vom Deutschen Meister Bayern München. 1:3, die große Chance auf die Champions League vergeben. Zum wiederholten Mal in dieser Saison. Es war eine Niederlage, die einer Demütigung glich und den VfB Stuttgart jetzt nur in den Uefa-Cup führt.

Eines der bitteren Beispiele, die das sportliche Ungleichgewicht auf dem Rasen dokumentieren, trug sich in der 72. Minute zu. Beim 0:3 hatten Roy Makaay und Mehmet Scholl sich munter im Stuttgarter Strafraum den Ball hin und her gespielt, bis sie doch die Lust zum Abschluss verspürten. Neben ihnen schauten fünf Stuttgarter zu.

Sie hatten Geduld, die Bayern. Sie warteten auf die Reaktion des VfB. Als seien sie bereit, notfalls eine knappe Niederlage einzustecken. Es kam aber nichts. „Wir hatten eine halbe Chance in der ersten Hälfte“, stammelte Martin Stranzl. Nach 27. Minuten hatten die Meisterkicker aus München dann genug. Freistoß Deisler, Kopfball Ballack – 0:1. Es schien die Schwaben zu überraschen, dass Ballack überhaupt im Strafraum auftaucht. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft tat es drei Minuten später noch einmal. Wieder erfolgreich. Deisler, Ballack – diesmal weiterleitend – und Salihamidzic: 0:2.

„Wir haben die Hosen voll, zu viel Respekt vor den Bayern“, sagte VfB-Präsident Erwin Staudt. „Ich erwarte jetzt eine kämpferische Steigerung.“ Sie kam nicht. „Plötzlich hast du Beine wie Blei“, sagte Markus Babbel. Die Bayern durften sich nicht einmal wie im Training fühlen. Bei ihnen geht es beim Üben schwungvoller zu. Reihenweise zogen sie ratlos die Schultern hoch, Hildebrand, Meira, Hleb – keiner wusste Rat. Und Trainer Matthias Sammer fiel in der Pause nicht mehr ein, als Elson zu bringen, der in dieser Saison kaum zum Einsatz gekommen war und selbst dem beschaulichen Tempo nicht gewachsen war. „Sammer raus“, wieder riefen ein paar. Imre Szabics traf noch zum 1:3 in der 88. Minute.

Es war vorbei. Kurz nach 17.15 Uhr schlichen die Schwaben davon. Lautlos, schweigend, selbst Wut war bei keinem zu erkennen. „Ich hoffe schon, dass wir noch eine Mannschaft sind, die nächstes Jahr angreift“, sagte Babbel, als habe er begründete Zweifel. Für die nächste Woche kündigte Stuttgarts Klubpräsident Erwin Staudt eine Sitzung an, in der man über die Probleme sprechen wolle. Er werde dabei auch über das Personal sprechen. „Eine Trainerdiskussion aber will ich nicht haben.“

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