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Sport: Gefährliche Ansprüche

Frank Bachner sieht mit dem Istaf auch die Leichtathletik vor dem Absturz

Soll bloß keiner behaupten, die deutsche Leichtathletik hätte nichts zu bieten. Dieser Armzug von Speerwerferin Christina Obergföll – wunderbar. Diskuswerfer Robert Harting zerreißt sein Trikot – wow! Und Medaillen holen sie auch noch. Reicht das nicht? Das reicht nicht. Helden sehen so nicht aus, Helden wecken Sympathien, Emotionen, mit Helden leidet man. Leute wie Harting sind nur stark. Und deshalb könnte das Istaf wohl bald bloß noch eine blasse Erinnerung sein. Deutsche Fernsehzuschauer wollen deutsche Helden. Wenn nicht mal das größte deutsche Leichtathletik-Meeting mit seinen internationalen Stars genügend Fernsehzuschauer lockt, liegt das nicht am Meeting, sondern an den Ansprüchen.

Aber diese Ansprüche sind gefährlich. Am leichtesten könnten Athleten in Laufdiziplinen zu Helden stilisiert werden, doch gerade da dominieren Stars aus Ländern, deren Dopingbekämpfung allenfalls schwach ausgesprägt ist. Die Deutschen mit ihrem harten Anti-Dopingsystem werden kaum ganz vorne mitlaufen können. Wenn die Zuschauer den Preis für strenge Kontrollen nicht akzeptieren und sich abwenden, wenn sie keine strahlenden Siegertypen serviert bekommen, steht nicht bloß das Istaf vor dem Aus, dann steht die Leichtathletik in Deutschland vor dem Absturz. Jene Sportart, die zum Kern von Olympia gehört. Die Helden jedenfalls, auf die alle warten, werden so schnell nicht kommen.

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