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Sport: Gefährliche Siegesgewissheit

Vorm letzten Spiel zeigen die Türken alte Schwächen

„Alle, die nicht ins Stadion kommen können, sollen beten“, sagt der Mittelfeldspieler Yusuf Simsek. „Wenn wir kämpfen wie gegen Norwegen, wenn wir einander helfen, dann gewinnen wir“, sagt Verteidiger Emre Asik. Und Trainer Fatih Terim weiß: „Es fehlt nur noch ein Schritt.“ Vor dem entscheidenden EM- Qualifikationsspiel gegen Bosnien-Herzegowina an diesem Mittwoch in Istanbul machen sich Spieler und Offizielle in der türkischen Fußball-Nationalmannschaft gegenseitig Mut und fordern die Unterstützung der Öffentlichkeit ein. Auf dem Papier ist die Sache klar. Trainer Terim wird voraussichtlich die Mannschaft, die den wichtigen 2:1-Auswärtssieg gegen Norwegen am vergangenen Wochenende errang, größtenteils unverändert lassen, und die dürfte gegen das kleine Bosnien-Herzegowina eigentlich keine Probleme haben. Türkische Zeitungen warnen die Mannschaft aber vor Überheblichkeit – bereits im Hinspiel kassierten die Türken in Sarajewo eine überraschende 2:3-Niederlage.

Die Überheblichkeit hatte die Türken zwischenzeitlich schon an den Rand des Ausscheidens gebracht. Der WM-Dritte von 2002, der sich selbst in den vorderen Reihen der europäischen Fußball-Nationen sieht, war die Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft so lässig angegangen, als sei die Teilnahme von vorneherein sicher. Doch dann lieferten die Türken eine Reihe von erschreckend schwachen Leistungen, die im Oktober mit der 0:1-Heimniederlage gegen den Erzrivalen Griechenland ihren Tiefpunkt erreichte. Aus der Siegeszuversicht wurde blanke Verzweiflung. Viele Kommentatoren gaben die Mannschaft auf und forderten Terims Rücktritt. Erst die Tore von Emre Belözoglu und Nihat Kahveci in Oslo ließen die EM-Teilnahme wieder realistisch erscheinen. Nun haben es die Türken in der Hand, sich mit einem Sieg über Bosnien-Herzegowina noch aus eigener Kraft als Tabellenzweiter hinter Titelverteidiger Griechenland zu qualifizieren.

Sollte die türkische Mannschaft am Mittwoch die Tickets zur EM lösen, wird sie beim Turnier im kommenden Jahr die Aufgabe haben, die bisher wenig ruhmreiche Bilanz ihres Landes bei Europameisterschaften etwas zu verbessern: Im Jahr 1996 scheiterte die Türkei in England ohne einen einzigen Torerfolg schon in der Gruppenphase, vier Jahre später in Frankreich war im Viertellfinale Schluss – und für das Turnier im Jahr 2004 in Portugal schaffte die Türkei nicht einmal die Qualifikation. Diesmal winkt der türkische Fußballverband mit einer zusätzlichen Motivation. Rund 250 000 Euro pro Spieler soll das Team erhalten, wenn es den EM-Titel holt. Dafür muss es sich aber zunächst qualifizieren.

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