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Sport: Gefangen in Österreich

Warum Red Bull Salzburg in Europa immer scheitert

Eigentlich war die Sache vergangenen Mittwochabend ja schon vorbei. Gerade einmal 1:1 hatte Red Bull Salzburg im Hinspiel der zweiten Runde der Qualifikation für die Champions League gegen den Irischen Meister Bohemians Dublin gespielt, und im Rückspiel lief lange gar nichts. Die Salzburger hatten keine Torchancen, das Spiel war ein sinnloses Ball-Herumdreschen. Hätte nicht der irische Verteidiger in der 86. Minute den kleinsten Salzburger auf dem Platz übersehen und wäre Patrik Jezek nicht weit über sich hinausgewachsen und hätte den Ball nicht mit dem Kopf erwischt,und hätte schlussendlich der irische Torhüter dann nicht auch noch peinlicherweise daneben gegriffen, ja dann wäre Red Bull Salzburg tatsächlich schon in der in der zweiten Qualifikationsrunde ausgeschieden – gegen einen Klub, den man nun wirklich nicht zur erweiterten europäischen Spitze zählen darf. Nun darf Red Bull Salzburg doch noch einmal in der Champions-League-Qualifikation antreten: Am Mittwoch ist der Gegner Dinamo Zagreb, der Kroatische Meister. Die Salzburger sind krasser Außenseiter.

Vier Jahre ist es mittlerweile her, dass der Energy-Drink-Konzern in den Salzburger Fußball eingestiegen ist. Der milliardenschwere Konzernchef Dietrich Mateschitz pumpt jährlich bis zu 50 Millionen Euro in den Klub und hat damit eigentlich nur ein Ziel vor Augen: seine Salzburger sollen dringend in die Gruppenphase der Champions League aufsteigen und dort für Aufsehen sorgen.

Doch, und das ist das eigentlich Absurde an der Geschichte: der Klub ist mittlerweile so weit von der Champions League entfernt wie ganz zu Beginn. In den vier Jahren seit dem Einstieg von Red Bull wurde man gerade zwei Mal Meister in Österreich. Zwei Mal scheiterte man in der Qualifikation zur Champions League, und selbst im Uefa-Cup war spätestens in der letzten Qualifikationsrunde zur Gruppenphase Schluss. Woran liegt das?

Gleich mit seinem Einstieg hat Mateschitz die Salzburger zu einer Art Außenstelle des großen FC Bayern gemacht, einem Klub, der bei den bayernversessenen Salzburgern höchstes Ansehen genießt. Franz Beckenbauer ist seit Anbeginn Mateschitz’ Berater, altgediente Bayernstars wie Thomas Linke oder Alexander Zickler waren und sind in Salzburg auf dem Platz tätig. Red Bull versucht sich sowohl im Marketing als auch in den Klubstrukturen an Bayern ein Vorbild zu nehmen.

Zur Zeit kauft man jährlich die besten Spieler Österreichs zusammen und baut jedes Jahr die Mannschaft um. Bereits mehrere Trainer durften mit viel Geld experimentieren: Zunächst war da Kurt Jara, der die Bayern-Altstars mit Südamerikanern kombinierte. Nach einem Jahr wurde er durch Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus ersetzt. Trapattoni wurde Österreichischer Meister, die Mannschaft spielte aber so, wie man es bei Trapattoni erwartet: ergebnisorientiert und unansehnlich. Er wurde vor einem Jahr abgelöst durch den holländischen Offensiv-Freak Co Adriaanse: Salzburg spielte erfrischend nach vorne und dominierte die österreichische Meisterschaft, international scheiterte man aber erneut.

Nun sitzt Huub Stevens auf der Salzburger Trainerbank, der wieder jeglichen Offensivgeist aus dem Team nahm. Jede dieser Systemänderungen dauerte natürlich, zumal für jedes System neue Spieler gekauft werden mussten. Und das ist wohl auch eines der Salzburger Probleme: Die internationalen Spiele, die für das Image des Klubs so wichtig wären, finden immer noch im Juli und August statt – die jedes Jahr neue Mannschaft ist da aber noch nicht eingespielt und fliegt raus.

Markus Huber[Wien]

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