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Sport: Gegen die Absprache

Stuttgart empört sich darüber, dass die Bayern den Wechsel von Trainer Magath ausgeplaudert haben

Früh am Mittwoch bat Felix Magath daheim am Frühstückstisch um erhöhte Aufmerksamkeit. Behutsam erzählte er seinen drei Kindern, „dass wir umziehen“. Für den sechs Jahre alten Leonard war das keine Überraschung mehr. „Er ist durch die Medien vorbereitet gewesen. Er wusste, es geht nach München“, berichtete Magath. Der drei Jahre alte Raphael lauschte wortlos der Ankündigung seines Vaters, die drei Monate alte Chiara gluckste vergnügt vor sich hin.

Für den künftigen Trainer des FC Bayern München aber war der Tag der Abschiedsgeständnisse noch nicht vorüber. Nur eine Stunde später versammelte Magath seine schwäbischen Profis auf dem Trainingsplatz um sich. „Ich habe den Spielern erklärt, dass ich ab Juli 2004 nicht mehr ihr Trainer bin, sondern wohl der des FC Bayern“, sagte Magath. Er löst Ottmar Hitzfeld ab, der ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages gehen muss. Magath atmete tief ein und aus, suchte für Sekunden stockend nach den richtigen Worten. „Nach dreieinhalb Jahren ist viel Wehmut im Spiel“, sagte er. „Ich bin erleichtert, dass es raus ist.“ So ergriffen sich Magath angesichts des Abschiedes gab, so munter gab er anschließend Auskunft über seine künftigen Ziele: „Ich will mit den Bayern das Maximale erreichen, Deutscher Meister werden und den Europapokal gewinnen.“

Während Magath froh war, nicht mehr herumtaktieren zu müssen, war Stuttgarts Präsident Erwin Staudt ziemlich sauer, weil die Bayern Magaths vorzeitigen Wechsel zum 1. Juli ausgeplaudert haben. „Ich verstehe nicht, warum man sich nicht an Absprachen halten kann. Die Entscheidung sollte erst nächste Woche verkündet werden und nicht jetzt vor dem so verdammt wichtigen Spiel in Leverkusen“, schimpfte Staudt. Verliert der VfB dort, endet die Saison nicht nur mit der Enttäuschung über Magaths Abmarsch, sondern auch mit dem Abrutschen in den Uefa-Cup. Das wäre eine schlimme und millionenschwere Niederlage, für die dann auch Magath verantwortlich gemacht würde. Die mögliche Schuld daran will Staudt in der nächsten Woche in den Gesprächen mit den Bayern als Faustpfand nutzen. Nach Aussagen Staudts wird der VfB trotz der Verärgerung über die Bayern keine Ablöse für Magath fordern: „Wir denken da an eine Kooperation auf technischem und personellem Gebiet. Wir haben jetzt einen gut bei den Bayern.“ Die Stuttgarter erwarten in Zukunft bei Transfers von Spielern ein Entgegenkommen der Münchner.

Neben den Forderungen an die Bayern liegen auf Staudts Schreibtisch auch jede Menge Faxe von Kandidaten, die den VfB künftig betreuen wollen. Die Angelegenheit soll innerhalb der nächsten beiden Wochen vom Tisch sein. Die Liste der Kandidaten reicht von Matthias Sammer, der laut Staudt alle Voraussetzungen erfüllen würde, über Guus Hiddink (PSV Eindhoven) bis zum ehemaligen Hertha-Trainer Huub Stevens.

Das aber interessiert Felix Magath schon gar nicht mehr. „Ich bin sicher, dass aus der Dreierbande in München bald eine Viererbande wird“, sagte er im Hinblick auf die Führungstroika Hoeneß-Rummenigge-Beckenbauer, die sich nun über den Umgang mit Ottmar Hitzfeld streitet. Uli Hoeneß klagte, dass Franz Beckenbauer Interna ausgeplaudert und den Trainer vor der 1:3-Niederlage in Stuttgart in eine unerträgliche Situation gebracht habe. „Franz Beckenbauer hat sich nicht gut verhalten. Er hat aus dem Aufsichtsrat Dinge erzählt, die nicht in Ordnung waren“, sagte Hoeneß.

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