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Sport: Gegen die Hitze

Hertha hat mehr Respekt vor den Temperaturen als vor dem Gegner Nikosia

Auf dem Gepäckwagen türmen sich Koffer, Kartons und große Reisetaschen. Malik Fathi schiebt ihn schnaufend. Der Asphalt auf dem Flughafen von Larnaca in der Nähe von Nikosia ist uneben. Der Wagen schwankt, drei Taschen fallen herunter. „So ein Mist“, sagt Fathi und stapelt das Gepäck mühsam wieder übereinander. Es ist heiß, 35 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch.

„Ein bisschen anders als in der Bundesliga ist das schon“, sagt der 21 Jahre alte Verteidiger von Hertha BSC. Als junger Spieler musste er sich zwar häufig um das Gepäck der anderen kümmern – aber nicht bei dieser Hitze. Am Donnerstag wird Fathi zum ersten Mal in seiner Karriere ein Spiel im Uefa-Pokal bestreiten (20 Uhr, MESZ, live bei Eurosport). „Besonders aufgeregt bin ich nicht, es überwiegt eigentlich die Freude“, sagt er.

Fathi hat schon einen Plan, wie der Berliner Fußball-Bundesligist in der ersten Runde des Uefa-Pokals gegen Apoel Nikosia auftreten muss, damit das Spiel für ihn nicht so beschwerlich wird wie die Anreise. „Wenn wir von der ersten Minute an aggressiv spielen, dann verlieren die vielleicht ihre Disziplin“, sagt er. „Das ist nämlich eine typisch südländische Mannschaft, sehr emotional.“ In Vorbereitung auf die Begegnung hat sich die Mannschaft einige Spiele Nikosias angeschaut. Trainer Falko Götz war vor zwei Wochen sogar eigens nach Nikosia geflogen, um sich das Ligaspiel zwischen den beiden Lokalrivalen Apoel und Olympiakos anzuschauen. „Die haben ein sehr temperamentvolles Team“, sagt Götz über die Erkenntnisse, die er bei dieser Bildungsreise gewonnen hat.

Fathi glaubt, dass die Begegnung auf Zypern mit einem Spiel im DFB-Pokal zu vergleichen sei. „Vom Niveau her ist Apoel vielleicht zwischen der zweiten Bundesliga und der Regionalliga einzuschätzen. Außerdem werden die extrem motiviert sein.“ Er ist für das Spiel so gut wie gesetzt. Das war in dieser Saison keineswegs selbstverständlich. Doch Trainer Götz sagt: „Im letzten Bundesligaspiel gegen Wolfsburg hat Malik eine sehr ordentliche Leistung gebracht. Er hat es aus seinem Leistungsloch heraus geschafft.“

In der vorigen Saison war Fathi noch Stammspieler, in der laufenden aber ließ Götz ihn häufig auf der Bank. „Er hat in einem Loch gesteckt, weil er keine Pause gehabt hat“, sagt Herthas Trainer. Im Sommer musste Fathi bei der Militär- WM spielen und konnte deswegen nicht ausreichend regenerieren. „Ich war ziemlich platt, aber inzwischen geht es mir wieder gut“, sagt er. Auch die Hitze in Nikosia mache ihm nicht viel aus. „Die späte Anstoßzeit kommt uns entgegen, da ist es schon ziemlich abgekühlt.“ Der Anstoß ist um 21 Uhr Ortszeit.

Herthas Manager Dieter Hoeneß sieht kein großes Problem darin, dass es so heiß ist. Vor drei Jahren hat Hertha schon einmal im Uefa-Cup in Nikosia gegen Apoel gespielt. Die Berliner gewannen das Hinspiel auf Zypern 1:0, im Olympiastadion siegten sie sogar 4:0. „Ich erinnere mich, dass es genauso heiß war“, sagt Hoeneß. „Am Abend konnten wir trotzdem wunderbar spielen.“ Herthas Manager erwartet von seiner Mannschaft einen klaren Sieg: „Wir wollen hier bereits die Voraussetzungen für das Weiterkommen schaffen.“

Malik Fathi erwartet nichts anderes. Nachdem er den letzten Koffer in den Mannschaftsbus gehievt hat, sagt der Verteidiger: „Es wird sicherlich Kraft kosten. Aber wir schaffen das.“

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