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Sport: Gegen jede Wahrscheinlichkeit

Während Cottbus besser als erwartet dasteht, wird es in Bochum schon unruhig

Die Fußballspieler des FC Energie Cottbus feierten noch lange nach dem Schlusspfiff mit ihren Fans, erst im Stehen später im Sitzen. Sie hatten gerade den ersten Sieg seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga erstritten. Das 1:0 in Bochum, errungen gegen einen Konkurrenten aus der Abstiegszone, könnte sich im Laufe der Saison als besonders wertvoll erweisen.

Dennoch ließen die Tagessieger sich nicht zum Übermut verleiten. Mancher von ihnen bewertete den schmeichelhaften Sieg über einen eifrigen, aber hilflosen Gegner sogar kritisch. „Es war ein absoluter Grottenkick von uns“, sagte Stürmer Marco Küntzel. Cottbus hatte engagiert begonnen, sich nach zwei vergebenen Chancen aber zurückgezogen und abgewartet, was die Bochumer wohl zu bieten hätten. Während der ersten Halbzeit habe seine Mannschaft nur zehn bis zwölf Minuten so gespielt, wie er sich das auswärts vorstelle, sagte Trainer Petrik Sander, der Trainer von Energie Cottbus. Aber das genügte, weil Bochum mit seinen Chancen nichts anzufangen wusste und Torwart Tomislav Piplica einen seiner besseren Tage erwischt hatte.

Je länger die Westfalen ihre Unzulänglichkeit in der gegnerischen Hälfte demonstrierten, desto zuversichtlicher wurde Sander auf der Bank. Im Laufe der zweiten Hälfte habe sich angedeutet, dass die Chancen seiner Elf mit zunehmender Spieldauer steigen würden, sagte er – „dann kam diese eine Chance“. Kurz vor Schluss wuchtete Vragel da Silva den Ball mit dem Kopf ins Tor. „Da war der Kuchen gegessen.“

Gemessen am Lauf der Ereignisse im Bochumer Stadion konnte nicht einmal der Trainer der Cottbuser bestreiten, dass der Sieg für sein Team unverhofft kam: „Damit war nicht unbedingt zu rechnen.“ Sander deutete das Erfolgserlebnis als Lohn für die Gesamtleistung aus den bisherigen Begegnungen. Die Grundlage für diese drei Punkte habe die Mannschaft „in den ersten beiden Spielen geschaffen“.

Mit vier Zählern steht Energie Cottbus nun dort, wo der VfL Bochum stehen wollte. Dessen Trainer Marcel Koller verkündete nach der dritten Niederlage die einzige frohe Bochumer Botschaft: „Wir sind nach drei Spieltagen noch nicht abgestiegen.“ Soweit der erfreuliche Teil einer Eröffnungsbilanz. Die weniger angenehmen Seiten waren zuvor auf dem Fußballplatz zu sehen und nach dem Schlusspfiff zu hören. Die leidgeprüften Anhänger des VfL grämten sich so arg über die Niederlage, dass sie schneller als sonst die Geduld verloren. Viele Fans pfiffen auf den untauglichen Versuch ratloser Profis, die ersten Punkte zu ergattern. Einige glaubten den Schuldigen schon gefunden zu haben und riefen unmissverständlich: „Koller raus!“ Der Fußball-Lehrer kündigte an, er werde sich vom Unmut der Fans nicht beirren lassen. „Die Pfiffe wecken mein Kämpferherz. Enttäuschend ist nur, dass es schon nach drei Spieltagen so weit ist.“

Manche Reaktion fiel wohl auch deshalb so heftig aus, weil die Grundordnung nicht gerade von großem Mut zeugte. Mit einer Viererabwehrkette, fünf Mittelfeldspielern und einem Stürmer daheim gegen Cottbus anzutreten war das falsche Signal – zumindest aus Sicht des Gegners. Die Vorsicht des VfL überraschte Steffen Heidrich, den Manager des FC Energie, jedenfalls schon ein wenig: „Wir haben uns gewundert, dass die so großen Respekt vor uns hatten.“

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