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Sport: Gegen Wind und Wand

Haas verliert bei den US Open gegen Hewitt

Der Hurrikan „Frances“ hatte Thomas Haas bereits die ganze Woche lang beschäftigt. Haas lebt in Florida, dort richtete der tropische Wirbelsturm Milliardenschäden an. Sein Wohnort Bradenton blieb verschont, doch ein Opfer musste der Deutsche trotzdem bringen: Als er am Donnerstag bei den US Open den Centre Court betrat, blies der Wind mit bis zu 60 Stundenkilometern, Tennisspielen war fast unmöglich. Am Ende gab sich Haas, der erstmals im Viertelfinale in Flushing Meadows stand, den Angriffen von „Frances“ und denen des Australiers Lleyton Hewitt 2:6, 2:6, 2:6 geschlagen.

Als Hewitt befragt wurde, ab wann er das Gefühl gehabt habe, das Spiel gewinnen zu können, sagt er: „Eigentlich nach meinem ersten Break zum 3:1. Ich konnte spüren, dass Haas sich da draußen einfach nicht wohl gefühlt hat. Er musste sein Spiel mehr variieren, als ihm lieb war.“ Der Australier verlegte sich auf das, was er „hochprozentiges Tennis“ nennt: Den Gegner laufen lassen und sich selbst so wenig Fehler wie möglich leisten. Am Ende zeigte die Statistik gerade zehn nicht provozierte Fehler für ihn – bei dem Wetter ein Kunststück.

Haas dagegen ließ sich schon von der Aussicht, auf den Platz gehen zu müssen, entmutigen. Seine Schläge kamen zögerlich, selten traute er sich, voll durchzuziehen. „Was soll man gegen Mutter Natur machen“, klagte er, „man muss sich darauf einstellen, aber bei den Bedingungen ist es sehr schwierig. Besonders, wenn man gegen so eine rennende Wand wie Hewitt spielt.“ Auch seine Aufschläge kamen ohne den gewohnten Druck und Präzision. „Wenn man den Ball hochwirft und dann hofft, dass er irgendwie in der Nähe wieder runterkommt, dann funktioniert das nicht mit den Assen“, sagte Haas. Die Atmosphäre im spärlich besetzten Stadion half ihm auch nicht, fast schien es, als sei Haas mit dem Erreichen des Viertelfinales bereits zufrieden. Nach seiner mehr als einjährigen Pause und zwei Schulteroperationen war sein Comeback trotzdem bemerkenswert. „Der Abschluss war Pech“, sagte Haas, „aber im Großen und Ganzen waren das hier zwei fantastische Wochen.“

Als der Regen endlich aufhörte, besiegte der Schwede Joachim Johansson den US-Amerikaner Andy Roddick. Weil auch Andre Agassi gegen den an Eins gesetzten Schweizer Roger Federer verlor, finden die Halbfinal-Begegnungen der Männer zum ersten Mal seit 1986 ohne amerikanische Beteiligung statt. Der Schweizer Federer trifft nun auf Johansson (Schweden), Hewitt auf Tim Henman (Großbritannien). Bei den Frauen schaffte auch Lindsay Davenport gestern die für die TV-Einschaltquoten so wichtige amerikanische Beteiligung am Finale nicht. Sie verlor, durch eine Oberschenkelverletzung gehandicapt, ihr Halbfinale gegen Svetlana Kuznetsova (Russland) mit 6:1, 2:6, 4:6. Das zweite Halbfinale zwischen Jennifer Capriati und der Russin Elena Dementieva war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.

Für Haas steht als Nächstes die Davis-Cup-Partie in der Slowakei an, in der er nach der Handgelenkverletzung von Nicolas Kiefer wichtigster Leistungsträger im Einzel sein wird. Danach beginnt die Hallensaison – garantiert ohne Wind.

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