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Sport: Geiz ist geil

Borussia Dortmund versucht bisher vergeblich, die Spieler zur Rechenschaft zu ziehen

Dortmund. Borussia Dortmund würde derzeit gut in das Werbekonzept des Elektronikgeräte-Discounters passen, dessen Medienkampagne „Geiz ist geil“ zu einem Publikumserfolg wurde. Der Bundesligaklub hat seine Fußballer aufgefordert, auf die Auszahlung von 20 Prozent ihrer Bezüge zu verzichten. Die Maßnahme gehört zum Kostensenkungsprogramm der Kommanditgesellschaft auf Aktien, die nach dem Verpassen der Champions League entgangene Millionen-Einnahmen durch Einsparungen ausgleichen will. Nachdem das Management die Mannschaft mit dem Sparprogramm konfrontiert hatte, sollen einige Spieler der Geschäftsführung Planungsfehler vorgeworfen haben; sie fürchten, nun Opfer einer Geizkragenkampagne zu werden. Der Klub habe trotz der schwierigen Wirtschaftslage Flavio Conceicao und André Bergdölmo neu verpflichtet. Ohne diese Transfers hätte sich die aktuelle Debatte über die Gehälter vermeiden lassen, argumentierten einige.

Manager Michael Meier widersprach dieser Sicht. Mit den Verpflichtungen habe der Verein auf die Verletzungsmisere reagiert. Wie aus Teamkreisen verlautete, reagierten die meisten Spieler bei der Geheimsitzung skeptisch bis ablehnend. Der brasilianische Stürmer Marcio Amoroso soll sogar gedroht haben, den Klub sofort zu verlassen, falls er weniger Geld bekomme, als ihm zustehe.

Meier stellte klar, dass es „nicht um eine Kürzung“ gehe. Die Profis bekämen die Chance, sich das Geld durch Leistung zurückzuholen. Es werde zunächst einbehalten, könne aber später bei anhaltendem sportlichen Erfolg ausgezahlt werden – etwa wenn die Mannschaft im Uefa-Pokal einen Teil der entgangenen Einnahmen wieder einspielt und sich in der Bundesliga unmittelbar für die Champions League der nächsten Saison qualifiziert. Auf diese Weise würde ein Teil des Gehaltes in eine Erfolgsprämie umgewandelt. Ein solches Vorgehen bedarf der Zustimmung beider Parteien. „Es geht nur im Konsens“, sagt Meier.

Immerhin bewies die Mannschaft gestern Charakter, als sie in der ersten Runde des DFB-Pokals zu einem ungefährdeten 3:0-Erfolg beim Oberligisten Spielvereinigung Wirges kam. Otto Addo (zweimal) und Enrique Ewerthon erzielten die Treffer für den BVB, der sich in den vergangenen Jahren im Pokal fast regelmäßig gegen unterklassige Vereine blamiert hatte. Ein gutes Zeichen?

Laut Meier ist die Mehrheit der Spieler auch bereit, dem Vorschlag der Vereinsführung zu folgen. Trainer Matthias Sammer hatte unmittelbar nach der Champions-League-Qualifikation gegen den FC Brügge mitgeteilt, er sei bereit, auf einen Teil seines Gehalts zu verzichten. Während auch die älteren Profis Stefan Reuter und Christian Wörns als gesprächsbereit gelten, haben viele jüngere erst eine schriftliche Ausfertigung des neuen Angebots verlangt, um es von ihren Beratern prüfen zu lassen. Von den jungen Spielern deutete Torhüter Roman Weidenfeller an, kompromissbereit zu sein, weil er in Dortmund „einen Super-Arbeitsplatz“ habe.

Schon bevor die Mannschaft die Champions League verpasst hatte, waren Spekulationen über die angespannte Haushaltslage des BVB aufgekommen. Seit dem Ausscheiden gegen Brügge hat sich die Debatte verschärft. Es gab sogar Gerüchte, die Borussia werde einen Spieler verkaufen. Nach spanischen Zeitungsberichten interessiert Real Madrid sich für Verteidiger Christoph Metzelder. Doch ein kurzfristiger Transfer des Nationalspielers ist offenbar nicht beabsichtigt. „Es wird definitiv keinen Notverkauf geben“, sagt Sportdirektor Michael Zorc. Meier trat Spekulationen entgegen, der BVB könnte zahlungsunfähig werden. Der Klub wolle einen betriebswirtschaftlichen Verlust vermeiden oder in Grenzen halten. „Das hat mit der Liquidität nichts zu tun.“

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