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Sport: Gejagter und Sammler

Von Christian Hönicke Der Nigel Mansell war bis 1992 nicht eben gleichbedeutend mit Glück. Der britische Formel-1-Fahrer hatte schon mehrmals nach dem WM-Titel gegriffen und war stets an einer Kombination aus Pech, technischen Defekten und Unvermögen gescheitert.

Von Christian Hönicke

Der Nigel Mansell war bis 1992 nicht eben gleichbedeutend mit Glück. Der britische Formel-1-Fahrer hatte schon mehrmals nach dem WM-Titel gegriffen und war stets an einer Kombination aus Pech, technischen Defekten und Unvermögen gescheitert. Bis 1992, als der Mann mit dem Schnauzbart zu einer unvergleichlichen Triumphfahrt ansetzte. 14 Polepositions, 9 Siege, 5 davon zu Saisonbeginn in Folge, 108 WM-Punkte, bereits nach 11 von 16 Rennen Weltmeister – allesamt Rekorde.

Wer die jemals brechen sollte, fragte man sich. Es dauerte nicht lange, bis sich jemand fand. Michael Schumacher egalisierte schon drei Jahre später Mansells 9 Saisonsiege, auch die 108 Punkte stellte er 2000 ein und übertraf sie letztes Jahr (123). Am Sonntag könnte eine weitere Bestmarke fallen: Wenn Schumacher in Frankreich gewinnt und seine ärgsten Verfolger Rubens Barrichello und Juan Pablo Montoya maximal auf Rang drei ankommen, wäre der Ferrari-Pilot der schnellste Weltmeister der Formel-1-Geschichte – nach nur 11 von 17 Saisonrennen. Auch kalendarisch gesehen käme keiner an Schumacher vorbei. Jim Clark durfte sich 1965 am 1. August Weltmeister nennen, Schumacher könnte das bereits am 21. Juli in Magny-Cours tun. Er scheint jedoch nicht besonders versessen darauf zu sein: „Ich habe nichts dagegen, wenn es erst in Hockenheim passiert.“ Bei seinem Heimrennen.

Das hieße aber nicht, dass es keine Rekorde gibt. Denn bei bisher sieben Saisonsiegen und ebenso vielen ausstehenden Rennen deutet alles darauf hin, dass Schumacher auch diese Bestmarke in seinen alleinigen Besitz bringt. Zumal mit Frankreich, Ungarn, Belgien und Japan noch mindestens vier Strecken auf dem Programm stehen, die den Ferraris liegen. Auch Schumachers eigener Punkterekord liegt im Bereich des Möglichen. Im Moment hat er 86 Zähler, theoretisch wären am Ende 156 möglich. Und sein Wagen wird wohl dafür sorgen, dass es nicht viel weniger werden: Seit 15 Rennen ist der Weltmeister nicht mehr ausgefallen. Wenn sein Bolide noch dreimal durchhält, wäre auch das ein Rekord. Niki Lauda schaffte 1975/76 mal 17 Rennen ohne Ausfall.

Es ist alles vorbereitet für eine Saison, die Michael Schumacher endgültig zum erfolgreichsten Rennfahrer aller Zeiten machen könnte. Kaum jemand zweifelt noch an seinem fünften Titel, selbst die Wettbüros zahlen schon die Gewinne an diejenigen aus, die auf den 33-Jährigen getippt haben. Damit schließt er zu Juan Manuel Fangio auf, der mit seinen fünf WM-Titeln von 1951 bis 1957 noch immer Rekordhalter ist. Und weil Ferrari schon am Auto für die nächste Saison bastelt, könnte der Kerpener dann am Argentinier vorbeiziehen. Die meisten Siege hat Schumacher ohnehin schon. 60 sind es derzeit, und es werden ständig mehr. Ob er, wie sein einstiger Rivale Damon Hill vermutet, nun aufhört oder noch bis zum Vertragsende 2004 oder darüber hinaus fährt – eines ist klar. Man wird in Zukunft auf nicht besonders viele Formel-1-Statistiken blicken können, ohne einen Namen an deren Anfang lesen zu müssen: Michael Schumacher.

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