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Strecken für die Fans. Fatmire Bajramaj soll ein Star der WM 2011 werden. Foto: dpa

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Sport: Gelacht wird nicht mehr

Die Fußballerinnen sind zwar raus aus der Exotenrolle, kämpfen aber vor der Heim-WM um Aufmerksamkeit

Von Christian Otto

Im Rampenlicht, das zu Werbezwecken angeknipst wird, wirkt Simone Laudehr noch unsicher. Dafür zeigt sie auf dem Platz kaum Schwächen. „Wir Frauen spielen mit mehr Technik als die Männer und lesen das Spiel sehr genau“, sagt die 24-Jährige und lächelt verlegen. Heute möchte die Offensivspielerin mit der deutschen Nationalmannschaft erneut zeigen, was der moderne Frauenfußball zu bieten hat. Die Partie in Wolfsburg gegen Australien (18.30 Uhr, live im ZDF) dient als Test für die Weltmeisterschaft 2011 und als Werbung für ein Turnier im eigenen Land, das noch jede Menge Freunde sucht. „Wir bekommen immer mehr Fans“, versichert Laudehr ein wenig kleinlaut. Doch wenn die deutschen Weltmeisterinnen heute auftreten, werden noch nicht einmal 10 000 zahlende Gäste den Weg ins Stadion finden.

Dabei wird nichts unversucht gelassen, um eine Spielerin wie die zierliche Laudehr bekannter zu machen. „Wir wollen Stars entwickeln, um möglichst viele Mädchen in Deutschland für Fußball zu begeistern“, sagt Doris Fitschen. Die langjährige Nationalspielerin bewirbt als Managerin der deutschen Auswahl – und eine Art Pendant zu Oliver Bierhoff – im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eine Sportart, die an Männer-Stammtischen nicht mehr unbedingt belächelt wird, aber auch noch nicht bestaunt. Fitschen und ihre Mitstreiterinnen haben sich von einem Marktforschungsinstitut zur Sicherheit bestätigen lassen, dass die neue Generation der Nationalspielerinnen in Deutschland noch viel zu unbekannt ist. Der Name von Birgit Prinz mag wegen ihrer vielen Tore geläufig sein. Aber sonst? „Wir möchten in die Öffentlichkeit. Da gibt es einen großen Nachholbedarf“, gesteht die 42-jährige Fitschen.

Damit Deutschland hinsieht und hinhört, haben die besten deutschen Fußballerinnen sogar ein paar freche Sprüche parat. „Natürlich haben wir alle Vorbilder bei den Männern, bei denen wir uns etwas abgucken. Meines ist Bastian Schweinsteiger. Und vielleicht guckt er sich ja auch mal was bei mir ab“, sagt Simone Laudehr und grinst. Den nächsten Schritt aus dem langen Schatten der Männer wollen Laudehr und ihr Team im kommenden Jahr bei der WM (26. Juni bis 17. Juli) machen, für die bereits rund 300 000 Eintrittskarten verkauft sein sollen. Obwohl sich die deutschen Fußballerinnen mit ihren WM-Titeln 2003 und 2007 Sympathien und Respekt erkämpfen konnten, müssen sie für ihre herkömmlichen Auftritte noch alle nur erdenklichen PR-Doppelpässe spielen. Also wurden in und um Wolfsburg, einem der neun WM-Spielorte, viele Plakate geklebt und Autogrammstunden abgehalten – mit dem Ergebnis, dass der Zuspruch enttäuschend ausfallen wird. Eingebettet zwischen dem DFB-Pokal der Männer und dem nächsten Bundesligawochenende dürfte es Bundestrainerin Silvia Neid und ihren Hauptdarstellerinnen schwer fallen, einen Sturm der Begeisterung zu entfachen. Um die Zielkundschaft für die WM zu erreichen, hat der konservative DFB sogar die Internet-Plattform Facebook entdeckt, dort haben die Frauen unter dem Titel „Frauenfußball-Nationalmannschaft – Sommermärchen reloaded“ immerhin schon mehr als 1500 Freunde.

Doris Fitschen findet das Stadion in Wolfsburg mit einem Fassungsvermögen von 30 000 Zuschauern ideal, weil es nicht zu groß ist. Wenn aber das Fernsehen heute deutlich mehr leere als volle Tribünenplätze zeigt, wird der Nachholbedarf des Frauenfußballs noch einmal in Großaufnahme gezeigt.

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